News: Alte neue Bande
Da traf es sich gut, dass sich vor etwa 88 Millionen Jahren Madagaskar und der indische Subkontinent von der Südspitze von Afrika trennten: Mit an Bord auf ihrer Reise in den indischen Ozean war die ursprüngliche afrikanische Flora und Fauna. Indien stieß nach der Trennung von Madagaskar schließlich mit dem asiatischen Kontinent zusammen, seine Tier- und Pflanzenwelt verschmolz bald mit derjenigen Asiens.
Das isolierte Madagaskar aber wurde zu einem Zeitfenster in die Vergangenheit: Hier haben sich 28 Halbaffenarten - die Lemuren, Loris und Makis - erhalten und weiterentwickelt. Nach Fossilien von Lemurenvorfahren suchten die Forscher bisher allerdings vergebens. In Afrika fanden sie immerhin Reste von Lori-Ahnen, weshalb die Ursprünge aller Halbaffen dort vermutet wurden. Doch jetzt brachte ein internationales Team um Laurent Marivaux von der Université Montpellier II eine neue Theorie ins Spiel: In Pakistan waren sie auf fossile Zähne einer bisher unbekannten Lemurenart gestoßen.
Die Zahnmuster ihrer frisch getauften neuen Art und Gattung Bugtilemur mathesoni aus den Bugti Hills in Balochistan zeigen eine nahe Verwandtschaft mit denen des heute in Madagaskar lebenden Zwerglemurs Cheirogaleus. Das Alter der Zahnfossilien wird auf 30 Millionen Jahre geschätzt. Und damit fangen die Probleme an: "Moderne" Lemurenarten wie der Spezialist Cheirogaleus sind schätzungsweise rund 40 Millionen Jahre alt. Er und auch sein fossiler asiatischer Verwandter sind also beide erst nach der Trennung von Indien und Madagaskar vom afrikanischen Kontinent entstanden.
Damit ist klar, dass "moderne" Lemuren auch in Asien lebten. Vielleicht eroberten die Halbaffen auch von dort aus Madagaskar, nicht von Afrika aus. Das Wissenschaftlerteam fand in Balochistan gleichzeitig Zahnfossilien von Vorfahren der heutigen echten Affen und Menschenaffen - was ein neues Licht auf Asien als Ursprung und Ausbreitungszentrum für Affen wirft.
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