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Altern und Lebenserwartung: Hirnzellen produzieren Anti-Aging-RNA

Nur ein paar wenige Zellen im Gehirn scheinen zu regeln, wie rasch der Körper altert und ab wann er verfällt. Womöglich kann man sie recht einfach austricksen.
Gehirn und DNA

Vor Jahren entdeckten Forscher überraschend, dass aus ein paar wenigen Stammzellen im Gehirn ein ganzes Leben lang neue Zellen entstehen können. Unbekannt blieb bisher aber eine eventuell ebenso wichtige Aufgabe dieses Stammzellpools: Er scheint – zumindest bei Mäusen – auch zu beeinflussen, wie rasch der Körper altert und wie lange er zu leben hat, vermuten Wissenschaftler um Dongsheng Cai vom Einstein College of Medicine in New York.

In ihrer nun in "Nature" veröffentlichten Studie waren sie Hinweisen nachgegangen, nach denen die adulten Stammzellen des zentralen Nervensystems die Alterung beeinflussen. Dabei beobachteten sie zunächst, dass im Hypothalamus von Versuchsmäusen bei fortschreitendem Alter tatsächlich immer weniger Stammzellen zu finden waren – bis bei zwei Jahre alten Nagersenioren fast alle der Zellen verschwunden waren. Der schleichende Zellverlust könnte dabei aber nicht die Folge, sondern die Ursache der Alterung sein: Als die Wissenschaftler versuchsweise frische Stammzellen in die Hirne alternder Tiere transplantierten, drängte dies die Alterungsprozesse zurück und erhöhte die Lebenserwartung. Den gegenteiligen Effekt erzielten die Forscher, als sie gezielt bei mittelalten Mäusen Stammzellen zerstörten: Die Körper dieser Tiere begannen nun rasch abzubauen, und die Lebenszeit verringerte sich deutlich, viele Tiere starben nun vorzeitig an Altersschwäche.

Bisher ist unklar, wie die Stammzellen ihre Schutzwirkung gegen Alterung vermitteln. Offenbar spielen aber bestimmte microRNA-Moleküle eine Rolle, die von den Zellen über Exosomen in die Gehirnflüssigkeit abgegeben werden. Weitere Experimente belegen, dass die microRNA-gefüllten Exosomen wirksam sind, wenn sie in das Hirn von Versuchstieren injiziert werden: Die behandelten Mäuse bleiben länger körperlich und kognitiv fit. Im nächsten Schritt möchten die Forscher nun genauer herausfinden, welche der vielen unterschiedlichen microRNAs der Stammzellen diese Wirkung hat – um dann genauer zu verstehen, wie Alterung reguliert und gestoppt werden kann.

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