Jüngere Dryas: Alternative Route für Süßwasserflut aus Agassiz-See
Seit geraumer Zeit vermuten Wissenschaftler, dass die letzte Eiszeitepisode vor 12 800 Jahren begann, weil ein Schwall Süßwasser aus einem gigantischen Gletscherstausee in Nordamerika die thermohaline Zirkulation des Nordatlantiks unterbrach. Das Wasser aus dem Agassiz-See verringerte demnach die Diche des kalten, salzreichen Wassers vor der grönländischen Küste, störte so das Absinken dieser Wassermassen und damit die Entstehung von Tiefenwasser – und damit auch den Wärmestrom aus niedrigeren Breiten. Allerdings fehlt für dieses Szenario jeglicher Beleg: Weder an Land noch in marinen Sedimenten finden sich Indizien für diese Flut.
Zwei US-Forscher schlagen nun eine mögliche Lösung des Rätsels vor: Eventuell, zeigen sie, hat man die Spuren des Süßwasssers schlicht am falschen Ort gesucht. Bislang ging man davon aus, dass das Wasser entlang dem heutigen Sankt-Lorenz-Strom Richtung Osten in den Atlantik geflossen sein musste. Wie Alan Condron von der University of Massachusetts und Peter Winsor von der University of Alaska jetzt zeigten, könnte das Wasser jedoch auch Richtung Nordwesten entlang des heutigen Mackenzie River ins Nordpolarmeer geflossen sein. Auch dieser Süßwasserzustrom, zeigten sie in Computersimulationen, wäre in den Nordatlantik gelangt und hätte dort die Dichte des Wassers verringert.
Das Süßwasser bildete zuerst eine leichte Deckschicht an der Oberfläche, bevor es durch die Framstraße in den Nordatlantik gelangte. Dort vermischte es sich mit dem kalten Wasser der Grönlandsee und machte es leichter. Der Mechanismus funktioniert allerdings nur unter der Bedingung, dass die kanadische Arktis von Eis versperrt ist – sind diese Wasserwege frei, fließt das Süßwasser eng an der nordamerikanischen Ostküste nach Süden und kann die thermohaline Zirkulation nicht beeinflussen. Das gleiche Schicksal ereilt nach diesem Modell auch Süßwasser, das gemäß dem ursprünglichen Modell direkt Richtung Osten in den Atlantik fließt: Es strömt direkt an der Küste weit in südliche Gefilde, so dass der Effekt in diesem Szenario nur halb so groß ist wie der einer Flut durch das Mackenzie-Becken.
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