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Altes Ägypten: Litt rätselhafter Pharao unter Gigantismus?

Über den ägyptischen Pharao Sanacht weiß die Geschichtsschreibung bislang recht wenig. Seine vermeintlichen Knochen legen aber krankhaften Riesenwuchs nahe.
Ägyptischer Pharao (Symbolbild)

Er soll feindlich gesinnte Beduinen vertrieben und Türkis als Rohstoff beschafft haben: Recht viel mehr ist über die Regierungszeit des ägyptischen Pharaos Sanacht aus der Zeit zwischen 2690 und 2670 v. Chr. nicht bekannt. Auch sein Grab gilt vielen Archäologen als verschollen, andererseits wurden Anfang des 20. Jahrhunderts einige Knochen aus der Grabstätte Mastaba K2 bei Beit Khallaf exhumiert, die dem Herrscher zugeschrieben werden. Gleich ob es sich bei ihnen um die Überreste von Sanacht oder einem anderen hohen Würdenträger handelt, so könnten sie jedenfalls einer der ältesten gesicherten Hinweise auf krankhaften Riesenwuchs sein. Das schreiben Francesco Galassi von der Universität Zürich und seine Kollegen in "Lancet. Diabetes & Endocrinology", nachdem sie den Fund neu analysiert haben. Riesenwuchs oder Gigantismus tritt auf, wenn der Körper während der Wachstumsphase zu viel vom Wachstumshormon Somatropin produziert.

Die Knochen aus Mastaba K2 gehörten zu einer Person, die für die damalige Zeit außergewöhnlich groß war. Mit 1,87 Meter überragte sie den Durchschnitt der Bevölkerung um zwölf Prozent – selbst Pharaonen, die dank der besseren Versorgung größer waren als die normalen Menschen, reichten nicht an diesen Riesen heran. Vor allem die Bein- und Armknochen wiesen Spuren von Gigantismus auf, so die Wissenschaftler, der Schädel dagegen etwas weniger, sieht man von verstärktem Breitenwachstum im Kieferbereich ab. Aus ihren Daten schließen Galassi und Co, dass Sanacht (oder die nicht mit Status und Namen bekannte Person) von der krankhaften Veränderung betroffen war – was das Skelett zum ältesten bekannten Fall von Gigantismus macht. Gesellschaftliche Nachteile hatte der Tote damals allerdings nicht zu befürchten, da Größe nicht zu Stigmatisierung führte.

Ein weiterer Fall von Riesenwuchs betrifft die Überreste einer Person, die zwischen 11 500 bis 9500 v. Chr. auf dem heutigen Gebiet des US-Bundestaats New Mexico gelebt hatte. Allerdings litt dieser Mensch unter Akromegalie. Bei dieser Krankheit wächst nämlich nicht der komplette Körper überproportional, sondern nur die Extremitäten und vorspringende Teile des Körpers wie Nase, Ohren und Genitalien. Auch hier ist Somatropin beteiligt. Wie Gigantismus wird Akromegalie ursprünglich überwiegend durch einen Tumor ausgelöst, der in einem Teil der Hirnanhangsdrüse sitzt und die Produktion des Wachstumshormons anregt. Er kann heute operativ entfernt werden. Unbehandelt ist die Lebenserwartung allerdings eingeschränkt, da als Folgeerscheinungen verstärkt Bluthochdruck und Neigung zu Diabetes auftreten, was das Herzinfarktrisiko beträchtlich erhöht.

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