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Alzheimer: Schützende Mutation entdeckt

Eine seltene Mutation hat einen Patienten vor einer Alzheimererkrankung geschützt. Sie sorgt offenbar dafür, dass sich weniger schadhafte Tau-Eiweiße in den Nervenzellen anhäufen.
Bei Alzheimer kommt es zu einem forschreitenden Gedächtnisverlust.
Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leben derzeit mit einer Demenzerkrankung – die meisten davon mit Alzheimer (Symbolfoto).

Die Symptome hätten bereits vor über zwei Jahrzehnten auftreten sollen: Normalerweise entwickeln Träger der so genannten Paisa-Mutation mit durchschnittlich 44 Jahren die ersten Anzeichen von Alzheimer. Nicht so jener Mann, den Fachleute in einer Fallstudie beschreiben. Erst mit 72 stellte man bei ihm eine leichte Demenz fest, im Alter von 74 starb er an einer Lungenentzündung. Er ist damit der zweite identifizierte Mensch weltweit, den trotz einer Veranlagung zu Alzheimer eine zusätzliche Mutation vor der neurodegenerativen Erkrankung schützt.

Seit fast 40 Jahren untersucht Francisco Lopera von der Universidad de Antioquia in Kolumbien rund 1200 Träger der Paisa-Mutation. Bei dem Ausnahmefall entdeckte sein Team eine weitere Mutation, die den Mann wahrscheinlich lange Zeit vor dem geistigen Verfall schützte: im RELN-Gen. Dieser DNA-Abschnitt enthält den Bauplan für das Protein Reelin, das eine wichtige Rolle bei Hirnwachstum und Gedächtnisbildung spielt. Auf den ersten Blick sah das untersuchte Gehirn des Verstorbenen wie das anderer Alzheimerpatienten aus: mit zahlreichen Beta-Amyloid-Plaques und schadhaften Tau-Ablagerungen, also klassischen Anzeichen für die häufigste Form der Demenz. In einigen Hirnregionen hatten sich jedoch weniger Tau-Fibrillen in den Nervenzellen angesammelt; unter anderem im entorhinalen Kortex, der Verbindungsstelle zwischen dem Gedächtniszentrum Hippocampus und der Hirnrinde. Für gewöhnlich ist diese Region besonders früh im Krankheitsverlauf betroffen.

2019 hatten die Forscher bereits den Fall einer Frau mit Paisa-Mutation dokumentiert, bei der erst mit 75 Jahren eine milde Demenz festgestellt wurde. Sie wurde jedoch durch eine Veränderung im ApoE3-Gen geschützt. Reelin und das Apolipoprotein E (APOE) binden an denselben Rezeptor und sind an der Phosphorylierung des Tau-Proteins beteiligt. Beide Mutationen sorgen offenbar dafür, dass sich weniger Tau-Eiweiße in den Zellkörpern anhäufen. »Das ist einer der seltenen Fälle, der wirklich neue Türen öffnet für die Alzheimerforschung«, kommentiert Yadong Huang, Neurologe an den Gladstone Institutes in San Francisco, die in »Nature« veröffentlichte Studie.

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