Meteoriten: Zwei helle Feuerkugeln über der Erde am 6. Februar 2016
Täglich landen auf unserem Planeten je nach Abschätzung 100 bis mehr als 1000 Tonnen Materie aus dem Weltall. Das meiste davon hat maximal die Größe von Sandkörnern, aber immer wieder erreichen uns auch größere Objekte mit Durchmessern von mehreren Metern. Statt wie das kleinkörnige Material einfach in der Erdatmosphäre zu verglühen, lösen diese Objekte spektakuläre Leucht- und Schallphänomene aus. Gelegentlich lassen sich sogar Überreste solcher kosmischen Objekte in Form von Meteoritenbruchstücken finden. Am 6. Februar 2016 erreichten nun zwei Objekte mit Durchmessern im Bereich von wenigen Metern im Abstand von nur rund sieben Stunden unseren Planeten. Es lässt sich derzeit aber nicht feststellen, ob die beiden Ereignisse ursächlich zusammenhängen oder nur rein zufällig zeitlich so dicht beieinanderlagen.
Gegen 14:55 Uhr MEZ trat ein kleiner Himmelskörper mit einem geschätzten Durchmesser von fünf bis sieben Metern über dem südlichen Atlantik bei der Position 30,4 Grad Süd und 25,5 Grad West ein. Er bewegte sich beim Eintritt mit einer Geschwindigkeit von 14,5 Kilometern pro Sekunde (also 52 200 Kilometern pro Stunde) und explodierte in der Atmosphäre in einer Höhe von 31 Kilometern. Er setzte dabei eine Energie frei, die der Explosion von 13 Kilotonnen des Sprengstoffs Trinitrotoluol (TNT) oder der Sprengkraft der Atombombe von Hiroschima entspricht. Im Vergleich zum Boliden von Tscheljabinsk, der am 15. Februar 2013 über der russischen Millionenstadt explodierte, erreichte diese Detonation nur rund ein 33. von dessen Sprengkraft. Allerdings war dies das energiereichste Ereignis seit drei Jahren. Derzeit gibt es aber keine Hinweise darauf, dass die Explosion mitten über der Wasserwüste des Atlantiks – immerhin rund 1000 Kilometer von der nächsten Küste in Brasilien entfernt – direkt beobachtet wurde. Auch von Piloten und Schiffern in der Region gibt es bislang keine Berichte über ein ungewöhnliches Himmelsereignis.
Die einzigen Informationen zur Feuerkugel finden sich auf der Internetseite "Fireball and Bolide Reports" des Jet Propulsion Laboratory der NASA, die im Rahmen des Near Earth Object Program betrieben wird. Dieses koordiniert die Suche nach erdnahen Objekten wie Asteroiden und Kometen, die eventuell der Erde gefährlich werden könnten. Die Angaben auf der Liste stammen teilweise von nicht näher spezifizierten – also wohl geheimen – Quellen in der US-Regierung, mit großer Wahrscheinlichkeit aus den Reihen des US-Militärs. Das US-Verteidigungsministerium überwacht die Erde mit einer Vielzahl von Sensoren, sowohl aus dem Weltraum als auch erdgebunden, möchte aber keine Angaben über die tatsächliche Leistungsfähigkeit dieser Systeme machen. Unter anderem könnten die Daten von den Satelliten des Defense Support Program stammen, welche die Erde aus einer Höhe von 36 000 Kilometern im Blick haben und dabei Ausschau nach thermischen Anomalien halten. Des Weiteren lassen sich solche Feuerkugeln auch anhand ihrer Schallfreisetzungen registrieren, wie zum Beispiel Seismografen oder Mikrofone, die extrem tieffrequente Schallwellen von Explosionen aufzeichnen.
Hunderte von Augenzeugen gibt es dagegen von der Feuerkugel, die am 6. Februar 2016 gegen 22:07 Uhr MEZ am Himmel über Norddeutschland und Dänemark aufleuchtete. Sie strahlte für Sekundenbruchteile heller als der Vollmond. Wenige Stunden nach der Leuchterscheinung wurden nordwestlich der dänischen Hauptstadt Kopenhagen sogar Bruchstücke des Meteoriten entdeckt, das größte bislang gefundene wiegt 635 Gramm. Die Steinmeteoriten gehören zum Typ der gewöhnlichen Chondriten, also der häufigsten Meteoritenklasse. Sie werden derzeit vor allem im Staatlichen Naturhistorischen Museum in Kopenhagen untersucht. Anhand der zahlreichen Bilder und Videos ließ sich die Bahn des Himmelskörpers (des Meteoroiden) vor seinem Atmosphäreneintritt rekonstruieren: Er umrundete die Sonne auf einer stark elliptischen Bahn. Sie führte ihn weit in den Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter hinaus. Im sonnennächsten Abschnitt dagegen näherte er sich dem Erdorbit sehr nahe an, was ihm dann schließlich zum Verhängnis wurde.
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