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News: Am Anfang war das Feuer

Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Die Sprache? Sicherlich, aber eine Errungenschaft ist nicht minder bedeutungsvoll: der Gebrauch des Feuers.
Feuer
Für uns ist es zu einer puren Selbstverständlichkeit geworden: Wenn sich im Winter draußen Frost und Schnee richtig austoben, genügt ein kleiner Dreh am Heizkörper, und gleich wird es mollig warm. Und das Essen steht auch schon dampfend auf den Tisch.

Wohl keine kulturelle Errungenschaft hat eine solche Bedeutung erlangt, wie die Beherrschung des Feuers. Das wussten auch die alten Griechen, als sie in ihrer Sagenwelt Prometheus, der die wärmende Energiequelle der Menschheit erschlossen haben soll, an den Kaukasus ketteten. Doch wann wirklich der erste Holzscheit von einem menschlichen Wesen willentlich entfacht wurde, verschließt sich im Dunkel der Geschichte.

In Kenia wurden – sehr umstrittene – Spuren verbrannten Lehms als Feuerstellen von Homo erectus gedeutet, der sich hier vor 1,4 Millionen Jahren gewärmt haben soll. Auch in China könnte die gleiche Menschenart schon gezündelt haben; die archäologischen Hinweise sind allerdings nur 500 000 Jahre alt. In der Bretagne sollen vor vielleicht 400 000 Jahren primitive Herde in Form von Steinringen gestanden haben.

All diese Funde – falls sie richtig interpretiert worden sind – gelten als Einzelfälle. Erst vor 100 000 Jahren, im mittleren Paläolithikum, schien der Gebrauch des Feuers langsam alltäglich zu werden. Doch vielleicht war die Menschheit bereits viel früher in der Lage, sich eine warme Mahlzeit zuzubereiten – wenn die neuen Funde israelischer Archäologen der Kritik ihrer Gräberzunft standhalten.

Die Grabungen bei Gesher Benot Ya'aquov im Jordantal hatten schon öfter Interessantes aus der Menschheitsgeschichte zu Tage gebracht, liegt hier doch die Brücke zwischen Afrika und Eurasien. Jetzt stießen die Forscher um Naama Goren-Inbar von der Hebräischen Universität in Jerusalem auf Spuren, die sie als die ältesten bisher bekannten Herde der Menschheit deuten. Es handelt sich einerseits um verbrannte Feuersteinsplitter, andererseits um verkohlte pflanzliche Überreste wie etwa Holz von der Syrischen Esche (Fraxinus syriaca), vom Olivenbaum (Olea europaea) oder von der Wildrebe (Vitis sylvestris). Auch verbrannte Graskörner wie vom Geknieten Walch (Aegilops geniculata) kamen an die Oberfläche.

Die Brandspuren waren nicht gleichmäßig verteilt, sondern traten fleckenhaft an einzelnen Stellen auf. Die Forscher schließen daher einen natürlichen Waldbrand aus, sondern gehen von bewusst gelegten Feuerstellen aus. Die Datierung der Brandstellen ergab das erstaunliche Alter von 790 000 Jahren. Die Funde gehören damit in die Kulturstufe des Acheuléen aus dem Altpaläolithikum.

Wer sich hier nun am Feuer wärmte, wissen die Forscher nicht. Es könnten sich um Vertreter von Homo ergaster oder Homo erectus gehandelt haben oder vielleicht auch um einen Abkömmling von diesem, der von manchen Anthropologen als "archaischer Homo sapiens" bezeichnet wird.

Wer auch immer damals im Jordantal lebte, falls die Bewohner wirklich schon das Feuer beherrscht haben, dann könnte hier eine Keimzelle für dramatische Veränderungen gelegen haben, die nicht nur die Ernährung, sondern das gesamte Zusammenleben betraf.

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