Urkirche: Am Anfang war der Hahn
Maria soll in der Region gerastet haben, und Johannes tadelte die Gemeinde in seiner Offenbarung für ihren Prunk. Nun graben Archäologen im türkischen Laodikeia eine riesige Kirche aus der Frühzeit des Christentums aus - und wecken Hoffnungen in der Tourismusbranche.
Die türkische Provinzhauptstadt Denizli ist kein Touristenmagnet. Allein die nahen, von der Unesco zum Weltkulturerbe gekürten Kalkterrassen von Pamukkale und ein wenig die nur sechs Kilometer entfernte antike phrygische Stadt Laodikeia locken Besucher. Eine weitere Besonderheit des Städtchens sind die zumindest in der Türkei weltberühmten Hähne von Denizli – berühmt und berüchtigt für ihr einzigartiges Krähen, das bis zu einer halben Minute anhält: Sie gelten als eine der ältesten domestizierten Hühnerrassen der Welt. Vielleicht war der Archäologe Celal Simsek, ein Sohn der Stadt und seit 2002 Ausgrabungsleiter in Laodikeia, deshalb so gerührt, als er vor einigen Jahren an seinem Arbeitsplatz ein rund 2200 Jahre altes Relief entdeckte, auf dem zwei Hähne zu sehen waren. Um die Welt ging diese Nachricht allerdings nicht.
Die Ernennung zur Sensation war erst einem anderen Fund beschieden: der einer riesigen Kirche vom Anfang des 4. Jahrhunderts, aus der Zeit Konstantins des Großen, als sich das Christentum gerade zur Staatsreligion des Römischen Reichs aufschwang. Der zu Beginn des Jahres neu entdeckten Kirche kam umso mehr Bedeutung zu, als Laodikeia zu jenen frühchristlichen Gemeinden gehörte, an die sich die sieben Sendschreiben in der Offenbarung des Johannes wandten.
"Du bist weder heiß noch kalt"
Etwas benommen von der möglichen Tragweite des Fundes berichteten Journalisten in ersten Meldungen davon, die Kirche jener Gemeinde sei entdeckt worden, an die sich Johannes vor beinahe 2000 Jahren in tadelnden Worten und im Namen Jesu gewandt hatte: "Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien."
Dem Autor missfielen offenbar Prunk und Pracht der Metropole. Laodikeia war zu jener Zeit ausgesprochen reich und nach Ephesus die zweitgrößte Stadt Kleinasiens. Hier stehen zwei Theater, die imposantesten Thermen Anatoliens (zugleich nach jenen des Caracalla in Rom die zweitgrößten des gesamten Imperiums), das größte Stadion – und bislang wurden nur etwas mehr als zwei Prozent des rund fünf Quadratkilometer großen Areals freigelegt und sichtbar gemacht.
"Die Urchristen kamen in Privathäusern zu ihren Gottesdiensten zusammen", sagt auch Neutestamentsforscher Michael Tilly von der Universität Koblenz-Landau. Später wurden diese Privathäuser vereinzelt zu so genannten Hauskirchen ausgebaut, indem die Trennwand zwischen Wohnraum und Speicherkammer niedergerissen wurde, um mehr Gläubigen Platz für die gemeinsame Feier zu bieten. Die älteste archäologisch nachgewiesene und in Ruinen erhaltene Hauskirche dieser Art steht im syrischen Dura Europos am Euphrat. Sie wurde um 232 erbaut. Einige weitere ähnliche Bauten wurden ebenfalls in Syrien entdeckt – hauptsächlich im Gebiet zwischen Antiochia und Damaskus. Hier bildeten sich die ersten christlichen Gemeinden, in Antiochia (heute Antakya in der Türkei) wurden die Anhänger der ursprünglich jüdischen Sekte sogar erstmals Christen genannt.
Nur wenige Jahrzehnte später nahm das Christentum ebenfalls im Orient, diesmal im ägyptischen Raum, eine andere Entwicklung. Hier entstand bereits im 2. Jahrhundert unter dem Einfluss der weltabgewandten Gnostiker das Mönchtum. Manche der ältesten Schriften des Christentums stammen zum Teil von hier – genauer aus den 1945 zufällig entdeckten Büchern von Nag Hammadi. So etwa das Thomasevangelium, eine Sammlung von Jesus zugeschriebenen Aussprüchen (Logien), die möglicherweise schon bald nach dem Tod Jesu und früher als das heute bekannte Neue Testament aufgeschrieben wurden. Von Kirchen aber gibt es aus dieser Zeit keine Spur, geschweige den von christlichen Repräsentativbauten wie dem Fund in Laodikeia.
Und dennoch: Sollte Simsek mit seiner Datierung des Gotteshauses recht behalten, wäre es eine der ältesten Kirchen der Welt – vergleichbar etwa mit den bauhistorisch ältesten Teilen der Grabeskirche in Jerusalem. Allerdings haben die Ruinen von Laodikeia einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Pilgerstätte im Heiligen Land: Sie lagen über Jahrhunderte geschützt und konserviert unter der Erde. Das einst so reiche Laodikeia wurde nach einem schweren Erdbeben im 7. Jahrhundert von seinen Bewohnern aufgegeben und verlassen. Im Lauf der Zeit verschwand es unter Schutt, Erde und Sand.
Bis 1990 ein Steinbruch für die Anwohner
Was über Jahrhunderte unberührt blieb, lässt heute noch die einstige Pracht des Baus erahnen: Kunstfertige Mosaiken und Fresken schmückten einst die Wände des Gotteshauses, zehn gewaltige Säulen trugen das Deckengewölbe, ein imposantes Taufbecken mit Stufen zum Ein- und Aussteigen bot Platz für Gruppentaufen. "Was allerdings nicht unter der Erde lag diente bis Anfang der 1990er Jahre als Steinbruch für die umliegenden Dörfer", sagt der Archäologe Simsek von der Pamukkale-Universität in Denizli. Vereinzelt trieben zwar auch hier Raubgräber ihr Unwesen, doch systematisch und wissenschaftlich hat vor Simsek und seinem Team noch keiner in Laodikeia gegraben.
Dass die türkischen Archäologen 2002 hier überhaupt zum Zuge kamen, war erst nach jahrelangem Gezerre ausgemacht. Denn auch ein Konsortium von drei italienischen Universitäten – Padua, Udine und Venedig – bemühte sich um die Grabungslizenz. Nach langem Hin und Her bekamen die örtlichen Archäologen aus Denizli den ersehnten Zuschlag.
Die Ausgrabungen in Laodikeia gehen indes in einem rasanten Tempo voran. "Hier kommen rasend schnell immer neue Bauten ans Tageslicht", sagt auch der zuständige Kulturminister Ertugrul Günay, der einmal pro Jahr vorbeikommt, um sich persönlich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten zu machen. Das Tempo liegt auch an der Arbeitsweise des Ausgrabungsteams um Celal Simsek. Weltweit arbeiten Archäologen gewöhnlich in jährlich einer oder zwei Kampagnen insgesamt bis zu sechs Monate an ihrer Stätte. In Laodikeia lässt Simsek seit 2002 das ganze Jahr über graben – und rekonstruieren.
Ausgrabung und Rekonstruktion im Gleichtakt
Während an einer Stelle des riesigen Geländes gegraben wird, bauen die Archäologen und Kunsthistoriker an anderer Stelle Statuen, Säulen, Stelen und Mauern wieder auf. Ohne zu zögern treibt Simsek, der nach eigenen Angaben seit 1993 keinen Urlaub mehr gemacht hat, sich selbst und sein Team voran. Man könnte meinen er sei ein von Archäologie Besessener. Dabei gibt er gerne zum Besten, dass er seinerzeit das Studium der Archäologie und Kunstgeschichte nur deshalb gewählt hatte, weil er meinte, er könne auf diesem Weg "zwei Diplome auf einen Streich machen".
In diesem Sommer wurde so die Wiedererrichtung eines antiken Monumentalstandbilds von Kaiser Augustus in Angriff genommen, im September eines der Göttin Aphrodite aufgestellt. Fast schon wie nebenbei konnten die Archäologen die Existenz eines antiken Bildhauerstudios samt Lehrbetrieb sowie mehrere Textilmanufakturen nachweisen. Für seine Stoffe war Laodikeia in der Antike berühmt. Davon berichten zahlreiche Quellen – nicht zuletzt die Bibel. Und auch heute noch hält die Provinzhauptstadt Denizli fast zehn Prozent an der gesamten türkischen Textilproduktion. Für Simsek ein Zeichen für kulturelle Tradition und Zusammenhänge über Jahrtausende hinweg – wie die Hähne.
Als Kulturminister ist Günay auch für den Tourismus zuständig und in dieser Funktion hat er anscheinend ein neues, viel versprechendes Marktsegment entdeckt: Pilgerreisen. "Wir haben das als eine spezielle Form des Fremdenverkehrs und als einen besonderen kulturellen Reichtum erkannt", sagte er im Frühjahr vor Journalisten in Ankara. Statistische Erhebungen unter Türkeibesuchern bezifferten die Zahl der Pilger 2010 auf fast 1,5 Millionen. Der Minister hofft auf doppelt so viele religiöse Reisende im kommenden Jahr.
Noch ist die große Kirche von Laodikeia für Besucher gesperrt. Im kommenden Jahr jedoch, wenn die Archäologen wie geplant ihre Arbeiten an dem spätantiken Gotteshaus abgeschlossen haben, soll es möglichst breite Pilger- und Touristenströme anlocken. Als besonderen Gast – wohl auch zur Bewerbung des neuen Prachtstücks in der an archäologischen Attraktionen gewiss nicht armen Türkei – wollen Archäologe Simsek und Minister Günay Papst Benedikt XVI. einladen.
Bartholomäus I., als Patriarch von Konstantinopel immerhin Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, wäre zwar schon im Land, doch Simsek hat es gerne eine Nummer größer. Seine bislang bedeutendste Entdeckung sieht er schließlich auch in größerem Rahmen: "Wenn eines Tages eine Liste der zehn wichtigsten archäologischen Entdeckungen des 21. Jahrhunderts erstellt wird, dann wird die Kirche von Laodikeia sicher dabei sein."
Die Ernennung zur Sensation war erst einem anderen Fund beschieden: der einer riesigen Kirche vom Anfang des 4. Jahrhunderts, aus der Zeit Konstantins des Großen, als sich das Christentum gerade zur Staatsreligion des Römischen Reichs aufschwang. Der zu Beginn des Jahres neu entdeckten Kirche kam umso mehr Bedeutung zu, als Laodikeia zu jenen frühchristlichen Gemeinden gehörte, an die sich die sieben Sendschreiben in der Offenbarung des Johannes wandten.
"Du bist weder heiß noch kalt"
Etwas benommen von der möglichen Tragweite des Fundes berichteten Journalisten in ersten Meldungen davon, die Kirche jener Gemeinde sei entdeckt worden, an die sich Johannes vor beinahe 2000 Jahren in tadelnden Worten und im Namen Jesu gewandt hatte: "Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien."
Dem Autor missfielen offenbar Prunk und Pracht der Metropole. Laodikeia war zu jener Zeit ausgesprochen reich und nach Ephesus die zweitgrößte Stadt Kleinasiens. Hier stehen zwei Theater, die imposantesten Thermen Anatoliens (zugleich nach jenen des Caracalla in Rom die zweitgrößten des gesamten Imperiums), das größte Stadion – und bislang wurden nur etwas mehr als zwei Prozent des rund fünf Quadratkilometer großen Areals freigelegt und sichtbar gemacht.
Vieles mag noch zum Vorschein kommen, eines aber ist heute schon sicher: In dem seit Anfang des Jahres ausgegrabenen über 2000 Quadratmeter großen Gotteshaus beteten nicht die Mitglieder jener Gemeinde, an die sich die gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. niedergeschriebene Apokalypse wandte. Zum einen konnte Archäologe Simsek das Gebäude anhand von Mosaiken, Fresken und Funden aus der Ruine auf die Zeit zwischen 313 und 320 datieren, zum anderen waren die frühesten Christen im Römischen Reich eine verfolgte Minderheit: Sie errichteten keine monumentalen Sakralbauten.
"Die Urchristen kamen in Privathäusern zu ihren Gottesdiensten zusammen", sagt auch Neutestamentsforscher Michael Tilly von der Universität Koblenz-Landau. Später wurden diese Privathäuser vereinzelt zu so genannten Hauskirchen ausgebaut, indem die Trennwand zwischen Wohnraum und Speicherkammer niedergerissen wurde, um mehr Gläubigen Platz für die gemeinsame Feier zu bieten. Die älteste archäologisch nachgewiesene und in Ruinen erhaltene Hauskirche dieser Art steht im syrischen Dura Europos am Euphrat. Sie wurde um 232 erbaut. Einige weitere ähnliche Bauten wurden ebenfalls in Syrien entdeckt – hauptsächlich im Gebiet zwischen Antiochia und Damaskus. Hier bildeten sich die ersten christlichen Gemeinden, in Antiochia (heute Antakya in der Türkei) wurden die Anhänger der ursprünglich jüdischen Sekte sogar erstmals Christen genannt.
Nur wenige Jahrzehnte später nahm das Christentum ebenfalls im Orient, diesmal im ägyptischen Raum, eine andere Entwicklung. Hier entstand bereits im 2. Jahrhundert unter dem Einfluss der weltabgewandten Gnostiker das Mönchtum. Manche der ältesten Schriften des Christentums stammen zum Teil von hier – genauer aus den 1945 zufällig entdeckten Büchern von Nag Hammadi. So etwa das Thomasevangelium, eine Sammlung von Jesus zugeschriebenen Aussprüchen (Logien), die möglicherweise schon bald nach dem Tod Jesu und früher als das heute bekannte Neue Testament aufgeschrieben wurden. Von Kirchen aber gibt es aus dieser Zeit keine Spur, geschweige den von christlichen Repräsentativbauten wie dem Fund in Laodikeia.
Und dennoch: Sollte Simsek mit seiner Datierung des Gotteshauses recht behalten, wäre es eine der ältesten Kirchen der Welt – vergleichbar etwa mit den bauhistorisch ältesten Teilen der Grabeskirche in Jerusalem. Allerdings haben die Ruinen von Laodikeia einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Pilgerstätte im Heiligen Land: Sie lagen über Jahrhunderte geschützt und konserviert unter der Erde. Das einst so reiche Laodikeia wurde nach einem schweren Erdbeben im 7. Jahrhundert von seinen Bewohnern aufgegeben und verlassen. Im Lauf der Zeit verschwand es unter Schutt, Erde und Sand.
Bis 1990 ein Steinbruch für die Anwohner
Was über Jahrhunderte unberührt blieb, lässt heute noch die einstige Pracht des Baus erahnen: Kunstfertige Mosaiken und Fresken schmückten einst die Wände des Gotteshauses, zehn gewaltige Säulen trugen das Deckengewölbe, ein imposantes Taufbecken mit Stufen zum Ein- und Aussteigen bot Platz für Gruppentaufen. "Was allerdings nicht unter der Erde lag diente bis Anfang der 1990er Jahre als Steinbruch für die umliegenden Dörfer", sagt der Archäologe Simsek von der Pamukkale-Universität in Denizli. Vereinzelt trieben zwar auch hier Raubgräber ihr Unwesen, doch systematisch und wissenschaftlich hat vor Simsek und seinem Team noch keiner in Laodikeia gegraben.
Dass die türkischen Archäologen 2002 hier überhaupt zum Zuge kamen, war erst nach jahrelangem Gezerre ausgemacht. Denn auch ein Konsortium von drei italienischen Universitäten – Padua, Udine und Venedig – bemühte sich um die Grabungslizenz. Nach langem Hin und Her bekamen die örtlichen Archäologen aus Denizli den ersehnten Zuschlag.
Die Ausgrabungen in Laodikeia gehen indes in einem rasanten Tempo voran. "Hier kommen rasend schnell immer neue Bauten ans Tageslicht", sagt auch der zuständige Kulturminister Ertugrul Günay, der einmal pro Jahr vorbeikommt, um sich persönlich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten zu machen. Das Tempo liegt auch an der Arbeitsweise des Ausgrabungsteams um Celal Simsek. Weltweit arbeiten Archäologen gewöhnlich in jährlich einer oder zwei Kampagnen insgesamt bis zu sechs Monate an ihrer Stätte. In Laodikeia lässt Simsek seit 2002 das ganze Jahr über graben – und rekonstruieren.
Ausgrabung und Rekonstruktion im Gleichtakt
Während an einer Stelle des riesigen Geländes gegraben wird, bauen die Archäologen und Kunsthistoriker an anderer Stelle Statuen, Säulen, Stelen und Mauern wieder auf. Ohne zu zögern treibt Simsek, der nach eigenen Angaben seit 1993 keinen Urlaub mehr gemacht hat, sich selbst und sein Team voran. Man könnte meinen er sei ein von Archäologie Besessener. Dabei gibt er gerne zum Besten, dass er seinerzeit das Studium der Archäologie und Kunstgeschichte nur deshalb gewählt hatte, weil er meinte, er könne auf diesem Weg "zwei Diplome auf einen Streich machen".
In diesem Sommer wurde so die Wiedererrichtung eines antiken Monumentalstandbilds von Kaiser Augustus in Angriff genommen, im September eines der Göttin Aphrodite aufgestellt. Fast schon wie nebenbei konnten die Archäologen die Existenz eines antiken Bildhauerstudios samt Lehrbetrieb sowie mehrere Textilmanufakturen nachweisen. Für seine Stoffe war Laodikeia in der Antike berühmt. Davon berichten zahlreiche Quellen – nicht zuletzt die Bibel. Und auch heute noch hält die Provinzhauptstadt Denizli fast zehn Prozent an der gesamten türkischen Textilproduktion. Für Simsek ein Zeichen für kulturelle Tradition und Zusammenhänge über Jahrtausende hinweg – wie die Hähne.
Als Kulturminister ist Günay auch für den Tourismus zuständig und in dieser Funktion hat er anscheinend ein neues, viel versprechendes Marktsegment entdeckt: Pilgerreisen. "Wir haben das als eine spezielle Form des Fremdenverkehrs und als einen besonderen kulturellen Reichtum erkannt", sagte er im Frühjahr vor Journalisten in Ankara. Statistische Erhebungen unter Türkeibesuchern bezifferten die Zahl der Pilger 2010 auf fast 1,5 Millionen. Der Minister hofft auf doppelt so viele religiöse Reisende im kommenden Jahr.
Laodikeia wäre ganz sicher ein lohnendes Ziel für diese frommen Touristen. Neben der zuletzt entdeckten großen Kirche finden sich hier sechs weitere, kleinere christliche Gotteshäuser. Zudem soll Jesus Mutter Maria auf dem Weg nach Ephesus, wo sie der Legende nach ihren Lebensabend verbrachte, sich im Schoß der hiesigen Gemeinde von den Strapazen der Reise erholt haben.
Noch ist die große Kirche von Laodikeia für Besucher gesperrt. Im kommenden Jahr jedoch, wenn die Archäologen wie geplant ihre Arbeiten an dem spätantiken Gotteshaus abgeschlossen haben, soll es möglichst breite Pilger- und Touristenströme anlocken. Als besonderen Gast – wohl auch zur Bewerbung des neuen Prachtstücks in der an archäologischen Attraktionen gewiss nicht armen Türkei – wollen Archäologe Simsek und Minister Günay Papst Benedikt XVI. einladen.
Bartholomäus I., als Patriarch von Konstantinopel immerhin Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, wäre zwar schon im Land, doch Simsek hat es gerne eine Nummer größer. Seine bislang bedeutendste Entdeckung sieht er schließlich auch in größerem Rahmen: "Wenn eines Tages eine Liste der zehn wichtigsten archäologischen Entdeckungen des 21. Jahrhunderts erstellt wird, dann wird die Kirche von Laodikeia sicher dabei sein."
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