Direkt zum Inhalt

Früheste Säugetiere: Am Dino genagt

Die ersten echten Säugetiere waren winzig und teilten sich ihren Lebensraum mit wahren Giganten. Ein Schlaraffenland!
Ein rekonstruierter Sauropode

Vor 170 Millionen Jahre stapften gewaltige langhalsige Sauropoden durch das heutige China. Ausgewachsen brachten sie es auf ein Gewicht von über 20 Tonnen. Zwischen ihren Füßen dagegen wuselten kleine Vertreter der Klasse der Säugetiere. Deren Durchschnittsgewicht belief sich auf geschätzte 100 Gramm. Gemeinhin gelten sie als Insektenfresser, doch offenbar verschmähten sie nicht die überdimensionalen Fleischportionen, die ein solcher Dinosaurier nach seinem Ableben in der Landschaft hinterließ.

Das zumindest legen auffällige Kratzspuren am fossilen Halswirbel eines solchen Tieres nahe. Wie ein Team um Felix Augustin von der Eberhard Karls Universität Tübingen nun im Fachmagazin »The Science of Nature« erläutert, dürfte es sich dabei aller Wahrscheinlichkeit nach um Nagespuren eines jener frühen Säugetiere handeln. Das schließen die Forscher aus Form und Größe der Kratzer – und ihrer Anordnung: Offenbar standen sich hier paarweise angeordnete Zähne in Ober- und Unterkiefer gegenüber, was eben stark auf ein Säugetiergebiss hindeute.

Augustin und Kollegen identifizieren sogar einen Kandidaten: Sineleutherus uyguricus, dessen Fossilien unweit des Sauropoden in einer ungefähr gleich alten Schicht gefunden wurden, besaß Schneidezähne, die von ihrer Größe zu den Spuren an den Knochen passen könnten. Allerdings zeigen weitere Säugetierfunde, die zusammen mit dem kleinen Sineleutherus zum Vorschein kamen, dass unsere Ahnen im damaligen Ökosystem durchaus reichhaltig vertreten waren. Hier fehlten aber Schneidezähne, so dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, wer sich hier tatsächlich als Aasfresser betätigte – und um Aasfresser müsse es sich gehandelt haben, schließlich sei es undenkbar, dass eines dieser Säugetiere den rund 200 000-mal schwereren Sauropoden erlegt haben könnte, schreiben die Forscher.

Gefunden wurden die Knochen im Junggar-Becken im Norden Chinas unweit der Grenzen zu Kasachstan und der Mongolei. Dank der Entdeckung der Bissspuren könne die Forschung nun eine Lücke schließen, schreiben die Wissenschaftler: Die ältesten Hinweise auf das typische Säugetiergebiss seien 220 Millionen Jahre alt. Damals übernahmen Zähne jeweils eigene Funktionen, die sich auch in ihrer Form widerspiegeln. Die ältesten Hinweise darauf, wie dieses Gebiss eingesetzt wurde, waren dagegen gerade einmal 100 Millionen Jahre alt.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.