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Amazonasgebiet: Mehr Abholzung führt zu mehr Malariainfektionen

Im dichten Regenwald des Amazonasgebiets finden Malariamücken kaum ideale Brutbedingungen. Doch dort, wo die Abholzung zunimmt, tritt die Krankheit häufiger auf.
Drohnen-Luftaufnahme der Entwaldung im Amazonas-Regenwald
Im Amazonasgebiet werden große Flächen gerodet, um Platz für Landwirtschaft und Viehzucht zu schaffen. Das steigert auch das Risiko der Menschen, sich mit Malaria zu infizieren.

Die massive Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet begünstigt einer neuen Studie zufolge die Ausbreitung von Malaria. Ein Team um Nicholas Arisco und Marcia Castro von der Harvard University wertete detaillierte Datensätze aus den Jahren 2003 bis 2022 aus und stellte fest: Verliert eine Region pro Monat ein Prozent Waldfläche, erhöht sich die Zahl der Malariafälle einen Monat später um durchschnittlich 6,3 Prozent. Wie die Forscherinnen und Forscher in der Fachzeitschrift »PNAS« berichten, sei auffällig, dass der Zusammenhang in dicht bewaldeten Gebieten noch stärker sei. Allerdings wirke sich die Abholzung je nach brasilianischem Bundesstaat und Umweltbedingungen unterschiedlich auf das Malariarisiko aus. Unabhängig davon sei aber klar, dass Waldrodung und ein Mehr an Malariafällen zusammenhingen.

Grund dafür sei, dass die in Brasilien hauptsächlich für die Übertragung von Malaria verantwortliche Mücke Nyssorhynchus darlingi nach der Abholzung besonders günstige Brutbedingungen vorfinde. Das Insekt aus der Gattung Anopheles bevorzuge Habitate mit sauberem und teilweise von der Sonne beschienenem Wasser. In naturbelassenen Wäldern, wo meist wenig Licht auf den Boden fällt, sind passende Brutplätze jedoch rar gesät. Am Rand von Holzeinschlaggebieten finden die Mücken hingegen häufig ideale Bedingungen. Zudem ist dort der Kontakt zwischen Menschen und Mücken wahrscheinlicher.

Bereits frühere Studien haben ergeben, dass die Rodung von Amazonaswald zu einem Anstieg von Malariafällen führen kann. Allerdings haben mehr Untersuchungen das Gegenteil bestätigt oder gar keinen Zusammenhang finden können. Laut den Autoren der neuen Studie rühren die unterschiedlichen Ergebnisse von der jeweiligen Datengrundlage her. So seien teils unzureichende Datensätze ausgewertet worden, die zu kleine Zeiträume abdeckten und die Infektionszeiten der Malaria nicht berücksichtigen. Zudem hätten bisherige Studien einen wichtigen Parameter vernachlässigt: den Menschen und seine Mobilität.

Auslöser der Malaria sind einzellige Parasiten der Gattung Plasmodium, die von Anopheles-Mücken übertragen werden. Laut dem jüngsten Malariabericht der Weltgesundheitsorganisation WHO erkrankten im Jahr 2022 weltweit 249 Millionen Menschen in 85 Ländern. 94 Prozent aller globalen Fälle verzeichnete die Behörde in Afrika. Weltweit starben in diesem Zeitraum 608 000 Menschen an der Krankheit. (dpa/kas)

  • Quellen

PNAS 121, 2024, doi: 10.1073/pnas.2409583121

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