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Parasiten: Ameisen mit Bandwurm leben länger

Ameisenarbeiterinnen, die sich mit dem Bandwurm Anomotaenia brevis infizieren, leben rund dreimal so lange wie üblich. Womöglich auf Kosten ihrer uninfizierten Artgenossen.
Ameise

Infektionen mit Parasiten haben oft üble Konsequenzen für Insekten. Manche Arten können ihre Wirte sogar zu willenlosen Zombies machen, wenn sie etwa deren Nervensystem befallen. Nun sind Forscher auf einen Bandwurm gestoßen, der Ameisen offenbar sogar guttut: Eine Infektion verlängert das Leben von normalen Arbeiterinnen und ermöglicht es ihnen, so lange zu überleben wie ihre Königin.

Susanne Foitzik von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und ihr Team beobachteten 58 Kolonien von Ameisen der Art Temnothorax nylanderi. Alle zehn Tage sahen sie nach, wie es den Insekten ging. In Kolonien, in denen manche der Insekten mit dem Bandwurm Anomotaenia brevis infiziert waren, waren nach drei Jahren alle nicht infizierten Tiere tot. Die Hälfte der Königinnen und der infizierten Arbeiterinnen lebte jedoch nach wie vor – und das, obwohl die Lebensspanne der Arbeiterinnen meist nur wenige Wochen oder Monate beträgt.

Warum die mit dem Bandwurm infizierten Tiere besonders alt wurden, wissen die Forscherinnen und Forscher noch nicht. Sie konnten jedoch beobachten, dass die infizierten Tiere unter anderem mehr Aufmerksamkeit und Pflege von nichtinfizierten Artgenossen erhielten. Zudem verließen infizierte Ameisen das Nest praktisch nie. Vermutlich beeinflusste der Bandwurm das Verhalten seiner Wirte an diesem Punkt zu seinen Gunsten: Damit der Parasit seinen Lebenszyklus vollenden kann, muss er von Spechten gefressen werden, die Ameisennester ausbeuten. Bleiben die Wirtsameisen zu Hause, ist es wahrscheinlicher, dass sie gefressen werden, wenn ein Specht klopft.

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