Überraschende Überlebensstrategie: Ameisen retten Artgenossinnen aus Spinnennetz
Für viele Insekten bedeutet ein Spinnennetz den Tod: Einmal gefangen, können sie sich nicht mehr befreien. Anders Wüstenameisen der Art Veromessor pergandei, die unter anderem in Südkalifornien leben: Sie setzen ein chemisches Alarmsignal frei, wenn sie sich in Spinnenseide verheddert haben. Daraufhin eilen ihnen andere Ameisen zur Hilfe, retten sie aus dem Netz und päppeln sie wieder auf, berichten Christina L. Kwapich und Bert Hölldobler im Fachmagazin »The American Naturalist«.
Für die Biologen kommt das Verhalten überraschend: Normalerweise kenne man eine solche Strategie nur von Tieren, die in kleineren Gruppen leben und bei denen ein Individuum daher einen höheren Stellenwert hat. Veromessor pergandei kommt hingegen in riesigen Kolonien vor, die jeden Tag zehntausende Ameisen zur Nahrungssuche aussenden. Die Ameisenart lebt vor allem von Pflanzensamen und muss täglich Essen für 650 Jungtiere sammeln, um ihre Population konstant zu halten.
Für die Kolonie lohne es sich daher vermutlich, um das Leben jeder Sammlerin zu kämpfen, heißt es in einer Mitteilung der American Society of Naturalists. Laut Schätzungen von Kwapich und Hölldobler gingen pro Jahr 65 000 Samen verloren, wenn die Ameisen alle in Spinnennetzen gefangenen Schwestern einfach zurückließen. Mit ihrer Rettungsstrategie ist die Art aber offenbar eine Ausnahme: Andere Ameisen legen einfach ihre Versorgungswege um, wenn sie auf einer Route durch ein Spinnennetz gestört werden.
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