Insekten: Ameisenfriedhof schützt Wespennachwuchs
Die Natur entwickelt viele Strategien, um dem Nachwuchs den besten Start ins Leben zu ermöglichen. Eine eher makaber anmutende Nestbauweise haben Michael Staab von der Universität Freiburg und Kollegen in der Provinz Zhejiang in Südostchina gefunden. Die neu entdeckte Ameisenmauerwespe (Deuteragenia ossarium) lagert zum Schutz ihrer Larven Ameisenkadaver am Rand ihres Nests ein.
Wie alle Wegwespen nutzt auch die Ameisenmauerwespe für den Nestbau längliche Hohlräume, in denen sie, durch dünne Wände aus Pflanzenfasern, Erde und Harz getrennt, einzelne Kammern anlegt. In diese deponiert sie eine gelähmte Spinne als Futterquelle und legt ein Ei darauf ab. Während die abschließende Kammer von den anderen Wegwespenarten leer gelassen wird, füllt die neue Art sie jedoch mit toten Ameisen auf, bevor sie das Nest versiegelt.
Dass Wespen Fragmente von anderen Gliederfüßern in ihre Nester einbauen, ist prinzipiell nicht ungewöhnlich. Intakte Ameisenkadaver, aufgestapelt zu regelrechten Wänden, haben die Forscher zuvor jedoch noch nie gesehen. Sie vermuten, dass der intensive Geruch der Ameisen mögliche Räuber vom Nest fernhalten soll. Darauf deuten auch die hauptsächlich in den Nestern gefundenen Ameisenarten hin, welche für ihr aggressives Verhalten und den schmerzhaften Stich bekannt sind.
"Als wir das erste Mal eines dieser Nester sahen, erinnerte uns dies an ein Beinhaus (lat. Ossarium)", erläutert Ökologe Staab die lateinische Namensgebung der neuen Wegwespenart. Doch die Strategie des Ameisenfriedhofs scheint erfolgreich zu sein. Die Forscher konnten deutlich weniger Parasitenbefall in den Nestern der Ameisenmauerwespe finden als in denen anderer verwandter Arten.
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