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Gruppendynamik: Ameisenkolonien entscheiden rational

Kooperation bei Ameisen
Vor die Wahl gestellt, entscheiden sich dezentral organisierte Insektenvölker – etwa Ameisenstaaten – überwiegend rational. Eventuell irrationale Festlegungen einzelner Mitglieder der Kolonie werden offensichtlich durch gruppendynamische Prozesse verhindert, berichten Susan Edwards von der Princeton University und Stephen Pratt von der Arizona State University in Tempe.

Um dies zu prüfen, stellten sie Kolonien der Ameisenart Temnothorax curvispinosus zunächst zwei Plätze zur Anlage ihrer Bauten zu Verfügung. Die Bedingungen an den beiden Stellen unterschieden sich mehrfach, wobei keine eindeutig besser war als die andere. Im Test bevorzugten die Sechsbeiner 15-mal Variante A, die ein dunkleres Inneres, aber einen größeren Eingang hatte, und neunmal für Nest B mit umgekehrten Bedingungen – Ameisen nehmen am liebsten dunkle Nester mit kleinen Zugängen. In einem zweiten Versuch boten die Biologen den Tieren zusätzlich eine dritte Möglichkeit an: ein Nest mit entweder noch größerem Eingang und gleich dunklem Wohnbereich oder aber eines mit einem noch helleren Inneren, dessen Pforte jedoch immer noch angenehm klein war.

An der Auswahl der Ameisenstaaten änderte die neue Option jedoch praktisch nichts: Sie bevorzugten weiterhin überwiegend die Nestplätze mit dunklerem Inneren gegenüber jenen mit kleinerem Eingang. In keinem Fall kam es zu einem überdurchschnittlich starken Umschwenken der Staaten wegen der erweiterten Auswahlmöglichkeiten. Derartig starke Meinungsänderungen beobachtete man zuvor beispielsweise bei Menschen und anderen Wirbeltieren, die sich von einer neuen Alternative hatten verwirren lassen und nun statt der eigentlich bevorzugten Frucht eine andere nahmen.

Auch wenn einzelne Mitglieder der Kolonie sich für die vermeintlich falsche Örtlichkeit entschieden, übernähme meist die Mehrheit der restlichen Ameisen die Führung und geleite den Staat zu einem besseren Obdach, so die Forscher. Ihnen komme zugute, dass nicht ein einziges Individuum die Kontrolle innehabe, sondern viele Mitglieder sich untereinander austauschen. Deshalb spiele es auch keine Rolle, dass die jeweiligen Ameisen meist nur Kenntnis von einem potenziellen Nistplatz haben und nicht direkt vergleichen können: Wenn die Mehrheit von einem Ziel überzeugt ist, werde dies angesteuert. (dl)
  • Quellen
Edwards, S., Pratt, S.: Rationality in collective decision-making by ant colonies. In: Proceedings of the Royal Society B 10.1098/rspb.2009.0981, 2009.

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