Insektenstaaten: Ameisennachwuchs trommelt um sein Leben
Für Staaten bildende Insekten ist Kommunikation unverzichtbar. Ameisen geben Informationen hauptsächlich über Pheromone weiter, doch sie nutzen auch akustische Signale. Jetzt haben Karsten Schönrogge und sein Team vom Centre for Ecology & Hydrology entdeckt, dass sogar schon die Puppen der Gattung Myrmica Geräusche machen und sich so ihren sozialen Status in der Kolonie sichern.
© Current Biology, Casacci et al.
Arbeiterin
Das Zirpen einer Arbeiterin
Datei herunterladenWird das Nest der Knotenameisen gestört, ist die Brut in Gefahr: Schnell eilen dann Arbeiterinnen herbei und tragen zuerst die Puppen, dann die Larven und Eier zurück in den Bau. Schönrogge und Kollegen fiel auf, dass einige Puppen sich dabei Vorteile gegenüber ihren jüngeren Geschwistern verschaffen, indem sie Töne hervorbringen. Entgegen bisherigen Erwartungen fanden die Wissenschaftler bei Puppen ein bereits voll ausgebildetes Stridulationsorgan, eine Art Waschbrett, mit dem erwachsene Ameisen zirpende Geräusche erzeugen. Die Puppen geben deutlich kürzere Pulse von sich, da unter ihrer sklerotisierten Haut wenig Platz ist, die beiden Teile des Organs aneinanderzureiben.
"Der soziale Status reifer Puppen beruht auf ihrer Fähigkeit, diese Töne zu produzieren", so Schönrogge. Spielten die Forscher Arbeiterinnen die Klopfzeichen der Puppen vor, liefen die erwachsenen Tiere herbei, betasteten den Lautsprecher mit ihren Antennen und nahmen eine wachsame Pose ein. Außerdem bestrahlte das Team einen Teil der Kolonie mit Licht und beobachtete, wie die Ameisen ihren Nachwuchs in Sicherheit brachten. Zuerst retteten sie die Puppen und erst danach die madenförmigen Larven ohne Stridulationsorgan. Puppen, die nach Einfrieren starr und genauso stumm waren wie ihre jüngeren Geschwister, verloren jedoch ihren Stellenwert und blieben am längsten draußen liegen. Die Pheromone der Puppen verändern sich beim Einfrieren nicht und spielten demnach bei diesem Experiment keine Rolle.
Dass Puppen sich auf Tonsignale statt auf Duftstoffe verlassen, könnte den Autoren zufolge zwei Gründe haben. Entweder verhindert die verhärtete Puppenhaut den Transport chemischer Signalstoffe, oder die Ausscheidungen der Puppen unterscheiden sich zu stark von denen der Arbeiterinnen, um erkannt zu werden. Bei Nahrungsknappheit selektieren die Insekten übrigens noch rigoroser: Dann werden Eier und jüngere Larven kurzerhand an ältere verfüttert.
© Current Biology, Casacci et al.
Puppe
Die Klopfzeichen einer Ameisenpuppe
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