Amphibien: Stummer Frosch neu aufgespürt
Lucinda Lawson von der University of Cincinnati und ihr Team waren in den Ukaguru Mountains in Tansania eigentlich auf der Suche nach einer hübschen Baumkröte namens Churamiti maridadi, die seit ihrer Entdeckung 2002 nur viermal beobachtet wurde und seit ein paar Jahren als verschollen gilt. Leider fanden Lawson und Co diesen kleinen Lurch nicht, aber dafür spürten sie eine bislang unbekannte Froschart auf, die sich durch eine bemerkenswerte Eigenschaft auszeichnet: Der Stachelkehl-Riedfrosch (Hyperolius ukaguruensis) kann weder quaken noch zirpen oder sonstige Laute äußern, wie die Arbeitsgruppe in »PLoS One« schreibt.
Die Art gehört damit zu den wenigen Fröschen, die stumm bleiben. Dafür besitzen die Männchen winzige, dornartige Fortsätze an ihrer Kehle, die womöglich der Kommunikation dienen – ähnlich wie die Brailleschrift für Sehbehinderte und blinde Menschen.
Auf der Suche nach der Kröte stöberten Lawson und Co Tag und Nacht an ungestörten Bachufern. Sie inspizierten Bereiche unter Baumstämmen und in Baumlöchern in einem Waldgebiet, das regelmäßig von Bienenzüchtern, Wilderern und Holzfällern durchstreift wird. Zudem stellten sie kleine Becherfallen auf, die sie im Boden vergruben, um Amphibien unter Laubstreu zu fangen – vergeblich, was die Kröte anbelangte. Stattdessen stießen sie auf einen unbekannten Bestand an Riedfröschen, die einigermaßen häufig zu sein scheinen.
Lawson, eine Expertin für eine bestimmte Gruppe an Fröschen, erkannte umgehend, dass es sich dabei um eine neue Art handeln musste. »Es war sofort klar, dass es sich um einen Riedfrosch handelte. Aber dieser hier hatte eine goldene, grünlich braune Farbe an Stelle des Grüns, das man bei den anderen Arten findet«, sagte Lawson. »Manchmal haben Farbunterschiede nichts zu bedeuten – hier vielleicht schon.« Anschließende genetische und anatomische Studien bestätigten, dass es sich um eine neue Art handelt.
Trotz ihres relativ großen Bestands gilt sie als bedroht, weil ihr Lebensraum schrumpft und beeinträchtigt wird: Die Ukaguru Mountains gelten als eine so genannte Himmelsinsel, die aus der umgebenden Savanne aufragt und daher feuchter ist, so dass dichter Wald wachsen kann. Wegen ihrer Isolation entwickelten sich dann zahlreiche endemische Arten, die nur dort vorkommen. Der hohe Nutzungsdruck durch die Menschen vor Ort zerstört den Wald jedoch oder degradiert ihn. Das gilt selbst für das Schutzgebiet, in dem der stumme Frosch gefunden wurde. »Wenn der Lebensraum eines Vogels zerstört wird, können sie manchmal in einen neuen Wald fliegen. Aber für Amphibien ist das schwierig«, so Lawson.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.