Welttuberkulosetag: 4000 Tote am Tag
Bis 2030 soll die Tuberkulose besiegt sein. Bis 2022 sollen mindestens 30 Millionen Menschen vorbeugend behandelt werden, weil ihnen Ansteckung droht, darunter vier Millionen Kinder. Doch es wird immer unwahrscheinlicher, das Ziel zu erreichen. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Welttuberkulosetag am 24. März.
Theoretisch müsste niemand mehr an Tuberkulose (TBC) sterben. Doch bis heute ist TBC eine der tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt, weil bloß ein Bruchteil der Menschen die notwendigen, lebensrettenden Medikamente bekommt. In der Folge starben laut der WHO allein im Jahr 2018 täglich mehr als 4000 Menschen weltweit an der Infektionskrankheit. Insgesamt erkrankten in jenem Jahr etwa zehn Millionen Menschen neu, wie die WHO schreibt.
Ein Viertel der Weltbevölkerung trage den Erreger Mycobacterium tuberculosis in sich, der die Lunge, aber auch andere Organe befallen kann. Das sind nahezu zwei Milliarden Menschen. Viele sind gesund und stecken andere nicht an. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, besteht die Gefahr, krank zu werden. Ein zusätzliches Risiko: Das Bakterium ist mit der Zeit resistent gegen die gängigen Medikamente geworden. Bei einer halben Million Menschen, bei denen 2018 Tuberkulose ausbrach, zeigten die Mittel daher keine Wirkung.
Eine Forderung: Risikogruppen konsequenter behandeln
Husten, Fieber und Schnupfen gehören anfangs zu den Symptomen, ebenso Kopf-, Rücken-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Appetit- und Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Sehr allgemeine Anzeichen also, die nicht sofort an die Infektionskrankheit denken lassen. Ob sich jemand tatsächlich angesteckt hat, zeigt letztlich ein Labortest.
Trotz der Krise durch das neue Coronavirus Sars-CoV-2, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, müsse die Welt weiter alles daransetzen, Krankheiten wie Tuberkulose zu besiegen, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. »Millionen Menschen müssen in der Lage sein, vorbeugende Medikamente zu bekommen, um einen Ausbruch der Krankheit zu verhindern, Leiden abzuwenden und Leben zu retten.« Risikogruppen müssten konsequenter behandelt werden, fordert die WHO. Dazu zählen Angehörige von TBC-Patienten, Menschen mit HIV und mit angegriffenem Immunsystem. Als Sekundärinfektion zum Aids-Erreger HIV ist Tuberkulose relevant, die Krankheit ist die Haupttodesursache unter Aids-Erkrankten weltweit. Auch für TBC-Patienten sei eine Ansteckung mit Sars-CoV-2, besonders gefährlich.
Vorbeugend werden Patienten bis zu sechs Monate mit einem oder mehreren Antibiotika behandelt. Die Behandlung kostet laut WHO in ärmeren Ländern zwischen 5 und 15 Dollar, umgerechnet also bis zu 14 Euro. Jeder Dollar, der in die Tuberkulosebekämpfung investiert werde, bringe 43 Dollar Ertrag, sagte die Chefin des TBC-Programms bei der WHO, Tereza Kasaeva, etwa durch eingesparte Gesundheitskosten oder die Produktivität derjenigen, die gesund blieben oder würden.
Es gibt »dringenden Handlungsbedarf«
»Mit dem Jahr 2020 hat ein Jahrzehnt begonnen, das entscheidend sein wird für die Elimination der Tuberkulose«, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in einem Bulletin von März 2020. Es gebe durchaus Positives zu berichten: »So erlauben neue diagnostische Tests eine vergleichsweise einfache, schnelle und zuverlässige Diagnose der TBC.« Zudem seien vielerorts die Gesundheitssysteme gestärkt, vulnerable Gruppen identifiziert und der Zugang zu medizinischer Versorgung verbessert worden.
Doch die »Verbreitung komplex resistenter TBC (XDR-TB) verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf«. Nicht zuletzt deshalb ist es laut der WHO Besorgnis erregend, dass Geld sowohl für Diagnose und Behandlung fehlt als auch für die Forschung – allein für Letztere hätte es 2018 mehr als eine Milliarden Euro mehr gebraucht. (dpa/asw)
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