Direkt zum Inhalt

Lesen und Schreiben: Analphabeten haben höheres Demenzrisiko

Wer sein Gehirn regelmäßig mit Schreiben und Lesen auf Trab hält und trainiert, verringert offensichtlich sein Demenzrisiko. Für Analphabeten erhöht es sich stark.
Buchstabensalat

Eine Korrelation ist keine Kausalität, deshalb muss man bei vielen Gesundheitsstudien eine gewisse Skepsis zeigen. Doch einen deutlichen Hinweis kann man aus der Studie von Miguel Renteria von der Columbia University in New York und seinen Kollegen schon ziehen: Wer nie richtig das Lesen und Schreiben beherrscht hat, erkrankt im Alter wohl deutlich häufiger an einer Demenz als Menschen, die regelmäßig Bücher konsumieren oder Briefe verfassen, schreiben die Wissenschaftler in »Neurology«.

Für ihre Arbeit untersuchten sie rund 1000 ältere Menschen und testeten über zwei Jahre hinweg regelmäßig deren Gesundheit und geistige Leistungsfähigkeit. Knapp 240 Personen davon waren Analphabeten. Schon zu Beginn wies diese Gruppe ein höheres Demenzrisiko auf als die Vergleichsgruppe: Unter ihnen waren bereits 35 Prozent davon betroffen, von den Lese- und Schreibfähigen dagegen nur 18 Prozent. Dieser Unterschied hatte auch dann noch Bestand, als die Forscher andere Einflussfaktoren wie den sozialen Status, den allgemeinen Gesundheitszustand und das Alter herausgerechnet hatten. Dabei hatten alle Personen einen ähnlichen Hintergrund: Es handelte sich bei ihnen um Zuwanderer aus ländlichen Regionen der Dominikanischen Republik, die nur maximal vier Jahre zur Schule gegangen waren.

Trotz annähernd gleicher Voraussetzungen lernten die einen aber schreiben und rechnen, die anderen jedoch nicht – und das machte sich dann auch während der zweijährigen Studienphase bemerkbar: Die Analphabeten entwickelten in dieser Zeit doppelt so häufig eine Demenz wie ihre alphabetisierten Altersgenossen. Renteria und seine Kollegen schließen daraus, dass Lesen und Schreiben nicht nur das Gehirn trainiert, sondern dadurch dieses auch bis zu einem gewissen Grad vor neurodegenerativem Abbau schützt oder diesen zumindest hinauszögert. Das gilt sogar für Menschen, die nur wenige Jahre zur Schule gegangen sind und relativ wenig Hirntraining betreiben.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.