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News: Angreifer auf dem Weg zum Ei

Eine geringe Fruchtbarkeit bei Männern kann die verschiedensten Ursachen haben. Ungarische Wissenschaftler glauben nun herausgefunden zu haben, daß bei einigen Männern die Samen durch Mikroorganismen behindert werden. Nach ihren Erkenntnissen können bestimmte Bakterien die Spermien daran hindern, weit genug zu schwimmen, um ein Ei zu erreichen und zu befruchten.
Bei bis zu zwei Dritteln aller Männer ist das Reproduktionssystem mit anaeroben Bakterien wie Fusobacterium nucleatum oder Bacteroides fragilis infiziert. Solche Infektionen werden meist nur dann bemerkt, wenn eine extrem große Anzahl von Keimen vorhanden ist: In diesem Fall können sie Schmerzen und Ausfluß verursachen.

Bela Molnar von der Albert Szent-Györgyi Medical University in Szeged, Ungarn, brachte diese Bakterien mit den Fertilitätsproblemen verschiedener Männer in Zusammenhang. Seine Arbeitsgruppe isolierte Fusobacterium nucleatum und Bacteroides fragilis von 43 infizierten Männern und inkubierte Sperma mit normaler Bewegungsfähigkeit mit unterschiedlichen Konzentrationen der Erreger – von geringen Menge, wie sie bei einem leichten Erkrankungsfall ohne Symptome auftritt, bis zu einer Dosis, wie sie der Bakterienanzahl bei einer akuten Infektion entspricht.

Gewöhnlich bleibt Sperma in einem Kulturmedium einen Tag schwimmend. Aber sogar in den Proben mit geringen Bakterienmengen war nach 18 Stunden nur ein Prozent der Spermien noch beweglich. Die höchste Konzentration von Bakterien immobilisierte sogar schon nach drei Stunden alle Spermien.

Molnar ist der Ansicht, daß die Bakterien die Beweglichkeit der Spermien auf verschiedene Weisen vermindern: Zum einen konkurrieren sie mit ihnen um den Stoff Fructose – einen Zucker, den Spermien zur Energiegewinnung benötigen. Zum anderen produzieren sie Substanzen, die auf Spermien toxisch wirken. Eine physische Einwirkung wäre die Störung des Geißelschlages am Spermienschwanz.

Aufgrund seiner Ergebnisse schlägt Molnar vor, daß bei unfruchtbaren Männern nicht sofort eine In-vitro-Fertilisation begonnen werden sollte. Wenn sich bei ihnen asymptomatische Infektionen zeigen, so sei es sinnvoll, zunächst eine dreimonatige Behandlung mit Breitbandantibiotika durchzuführen, um die Bakterien abzutöten.

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