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News: Angst im Blut

Schlangen, Spinnen oder auch Skorpione sind für manche Mitmenschen eine wahre Quelle des Grauens. Doch egal, wie groß die Angst auch ist - wir nehmen solche Objekte in einer Bilderanordnung von harmlosen Dingen schneller wahr als Blumen oder Pilze in einem Spinnen- oder Schlangenmuster. Wie kommt's? Das unbewusste Durchmustern des Sichtfeldes nach Gefahr-bedeutenden Reizen ist offenbar ein Erbe unserer Vorfahren, denen es das Überleben ermöglichte.
Der haarige Achtbeiner an der Decke bleibt meist so lange unentdeckt, bis ein Mensch mit Spinnenphobie den Raum betritt. Das Tier scheint seinen Blick geradezu auf sich zu ziehen, und der Schreck ist groß. Viele Forscher argumentieren, dass diese tief sitzende Angst ein Überbleibsel der Evolution des Menschen ist. Denn als unsere Vorfahren auf der Nahrungssuche noch Wiesen und Wälder durchstreiften, konnten ihnen so manche Spinnen oder Schlangen gefährlich werden. Und die Angst davor mag ihnen geholfen haben, die unliebsamen Lebewesen schneller zu entdecken.

Arne Ohmann und seine Kollegen vom Karolinska Institute and Hospital in Stockholm wollten die uralte Angst im Blut nun experimentell wecken. Sie zeigten Studenten Bilder, in denen die Versuchspersonenen nach furchteinflößenden Schlangen oder Spinnen innerhalb eines harmlosen Hintergrundes aus Pilzen und Blumen suchen sollten beziehungsweise umgekehrt.

Und das Erbe unserer Ahnen erwies sich als erfolgreich: Die Studenten entdeckten die Gefahr ausdrückenden Motive vor einem harmlosen Hintergrund sehr viel rascher als die neutralen Pflanzen und Pilze in einem Durcheinander von Schlangen und Spinnen. Die Wissenschaftler wiederholten den Versuch mit Studenten, die eine ausgesprochene Phobie vor einem der beiden Tiere zeigten. Die Angst schien den Betroffenen einen besonders scharfen Blick zu verleihen: Ihr gefürchtetes Objekt sprang ihnen deutlich schneller ins Auge als das andere furchteinflößende Motiv. Insgesamt machten sie allerdings mehr Fehler.

Dabei spielte es im Fall von versteckten Schlangen oder Spinnen keine Rolle, wo sie sich in dem Bild befanden und wie viele zusätzliche Blumen oder Pilze davon ablenken sollten. Das Furchtobjekt schien die Betrachter geradezu "anzuspringen", es wurde also automatisch entdeckt, die Studenten mussten nicht aktiv danach suchen. In der umgekehrten Anordnung machte es hingegen sehr wohl etwa aus, an welcher Stelle die Forscher den Pilz oder die Blume platziert hatten – ein Zeichen dafür, dass sie erst beim bewussten Durchmustern des Gesamtbildes wahrgenommen wurden.

Ohmann und seine Kollegen schließen daraus, dass Reize, die Gefahr bedeuten können, die Aufmerksamkeit des Menschen direkt auf sich ziehen. Personen, die extrem ängstlich auf bestimmte Objekte reagieren, sind darin besonders empfindlich. Die Ergebnisse bestätigen die Vorstellung von Wahrnehmungsprozessen, die automatisch das gesamte Sichtfeld auf bestimmte Informationen durchmustern und nicht nur den Bereich, auf den wir gerade bewusst die Aufmerksamkeit richten. Sie ermöglichten unseren Vorfahren wahrscheinlich das Überleben. Und sie sind verantwortlich dafür, dass ein Mensch mit Spinnenphobie meist als Erster den haarigen Achtbeiner an der Decke sieht.

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