Hamsterkäufe: Wer hortete all das Toilettenpapier?
Zu Beginn der Coronakrise waren die Klopapierregale der Supermärkte wochenlang leer – doch wer hatte die Hygieneartikel gebunkert? Einer Studie zufolge waren das unter anderem Menschen, die die Pandemie als besonders große Gefahr empfanden. »Menschen, die sich bedrohter fühlten, neigten dazu, mehr Toilettenpapier zu horten«, schreiben die Autoren um Lisa Garbe von der Universität St. Gallen im Fachmagazin »PLOS ONE«. Das Verhalten sei teilweise persönlichkeitsbedingt, heißt es weiter: »Menschen, die grundsätzlich dazu neigen, sich viele Sorgen zu machen und ängstlich zu sein, fühlen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit bedroht und horten Toilettenpapier.«
Nach Angaben von Herstellern war der Verkauf von Klopapier in der Coronakrise zeitweise um bis zu 700 Prozent in die Höhe geschnellt, berichten die Forscher – darunter Mitarbeiter der Universität Münster und des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. Die Wissenschaftler wollten nun herausfinden, ob Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen eher dahin tendieren, Toilettenpapier zu horten, als andere.
Die Forscher hatten in der Woche vom 23. bis 29. März insgesamt 1029 Erwachsene aus 35 Ländern befragt. Sie sammelten nicht nur Daten zur Persönlichkeit, sondern fragten auch nach, wie die Probanden die Coronagefahr einschätzten und wie sie sich während des Lockdowns verhielten. Und natürlich wollten die Forscher wissen, wie viel Klopapier die Teilnehmer erworben hatten. Im Ergebnis zeigte sich: Vor allem Menschen, welche die Pandemie als Bedrohung empfanden, griffen zu mehr Rollen als nötig. In ihrem Persönlichkeitsprofil fiel besonders das Merkmal der Emotionalität auf. Sie neigen grundsätzlich zu größerer Ängstlichkeit.
Europäer kauften oft, Nordamerikaner hatten mehr
Ein weiteres Merkmal, das Menschen mit einem raschen Griff zum Klopapier auszeichnet, sei Gewissenhaftigkeit; hierzu zähle eine Neigung zu Sorgfalt, Perfektionismus und vorsichtigem Verhalten. Garbe und ihre Kollegen stellten außerdem fest, dass deutlich mehr ältere Menschen als jüngere dem Rollen-Shopping frönten. Zudem ergaben die Umfragedaten Diskrepanzen zwischen den Ländern: »Die Teilnehmer aus Europa kauften häufiger Klopapier als die Menschen in Nordamerika, hatten aber weniger gehortet als jene«, schreiben Garbe und ihr Team.
Die Wissenschaftler räumen allerdings ein, dass ihre Ergebnisse wohl nur zwölf Prozent des veränderten Klopapier-Kaufverhaltens erklären: »Die subjektive Bedrohung durch Covid-19 scheint ein wichtiger Auslöser für das Horten von Klopapier zu sein. Dennoch sind wir noch immer weit davon entfernt, dieses Phänomen umfassend zu verstehen.« Und abschließend klären, wohin die Hygieneartikel aus den Supermarkt- und Drogerieregalen verschwunden sind, können sie ebenfalls noch nicht. (dpa/kas)
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