Angststörung: Glaube an Selbstwirksamkeit hilft
Der Begriff »Selbstwirksamkeitserwartung« beschreibt das Vertrauen einer Person darin, mit ihren Handlungen Einfluss auf die Welt nehmen zu können und schwierige Situationen durch eigene Fähigkeiten zu meistern – statt auf Glück oder andere äußere Umstände vertrauen zu müssen. Studien zeigen, dass ein geringes Gefühl von Selbstwirksamkeit mit vermehrten psychischen Leiden einhergeht. Dieser Effekt zeigt sich auch ganz praktisch im Alltag von Menschen mit Angsterkrankungen, wie nun Fachleute aus der Schweiz berichten.
Ein Team um die Psychologin Christina Paersch von der Universität Zürich rekrutierte mit Hilfe von Zeitungsartikeln und Flyern sowie Werbung auf Onlineplattformen 66 Patientinnen und Patienten, die an einer Angststörung litten. Die meisten litten an einer sozialen Phobie, einer Panikstörung oder einer generalisierten Angststörung. Personen, die bereits eine Psychotherapie absolvierten, waren von der Teilnahme ausgeschlossen.
Zunächst unterzogen sich die Teilnehmenden einer eingehenden psychologischen Begutachtung. Dann nutzten sie zwei Wochen lang eine Smartphone-App, die sie an zufälligen Zeitpunkten des Tages dazu aufforderte, Auskunft über ihr psychisches Befinden zu geben. Dabei sollten sie etwa einschätzen, wie ängstlich und gestresst sie sich gerade fühlten und ob sie vor Kurzem eine Angst auslösende Situation vermieden hatten. Nach Abschluss der 14-tägigen Beobachtungsphase erhielten sie eine Psychotherapie.
Wer zu Beginn der Studie stärker von seiner Selbstwirksamkeit überzeugt war, kniff im Alltag seltener vor Situationen, die ihm Angst einjagten, und fühlte sich insgesamt weniger rastlos und gestresst. Zudem hatten Teilnehmende, die stärker an sich selbst glaubten, auch einen Startvorteil in der Psychotherapie: Ihre Ängste nahmen zu Beginn der Behandlung schneller ab als jene von Probanden, die über eine geringere Selbstwirksamkeitserwartung verfügten.
Die Studie zeigt Paersch und ihren Kollegen zufolge auf, wie wichtig der Glaube an die eigene Selbstwirksamkeit für die psychische Gesundheit ist. Daher sei die Frage bedeutsam, wie sich diese Überzeugung steigern lässt. Zwar sei die Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung oft ein implizites Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie, bestimmte Übungen seien aber besonders dafür geeignet, diesen Effekt zu erzielen: zum Beispiel Hausaufgaben, in denen spezifische Fähigkeiten eigenständig geübt und auf das tägliche Leben übertragen werden. Kurzfristig lässt sich die gefühlte Selbstwirksamkeit laut den Autoren steigern, indem man sich Episoden aus der Vergangenheit ins Gedächtnis ruft, in denen man etwas aus eigenem Antrieb heraus geschafft hat.
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