Im einst mediterranen Klima der britischen Insel »Isle of Wight« stapfte vor rund 125 Millionen Jahren ein stachelbewehrter Dinosaurier umher. Mit dem Ankylosaurier wurde nun eine neue gepanzerte Dinoart der Insel an der Südküste Großbritanniens beschrieben. Vectipelta barretti stamme aus der frühen Kreidezeit und hebe sich von anderen Ankylosauriern der Gegend unter anderem durch Unterschiede an Nacken- und Rückenwirbeln, der Struktur des Beckens sowie stärker klingenförmigen Stacheln ab, berichtet das Forschungsteam im »Journal of Systematic Palaeontology«. Die Überreste waren bereits in den 1990er Jahren ausgegraben worden.

Die kleine Insel ist einer der besten Orte in Europa, um die Überreste dieser urzeitlichen Tiere zu finden. Hier wurde schon vieles entdeckt: von riesigen Pflanzen fressenden Sauropoden und gewaltigen Raubsauriern bis hin zu kleinen hirschartigen Pflanzenfressern und winzigen Raptoren. Ankylosaurier waren große Pflanzenfresser mit kurzen Beinen und breiten, flachen Körpern. Sie sind mit Tieren wie dem Stegosaurus verwandt und waren mit großen knöchernen Panzerplatten und Stacheln bedeckt, die wahrscheinlich dazu dienten, sie vor hungrigen Fressfeinden zu schützen.

Vectipelta ist laut der Studie am ehesten mit chinesischen Ankylosauriern verwandt. Dem Team um Stuart Pond vom Natural History Museum in London zufolge deutet das darauf hin, dass sich die Dinos damals frei von Asien nach Europa bewegen konnten. Aus jener Zeit seien insgesamt vergleichsweise wenig fossile Dinosaurierreste bekannt, erläutern die Forschenden. Einige Experten nähmen deshalb an, dass es im späten Jura (vor rund 150 Millionen Jahren) ein Massensterben der Tiere gegeben haben könnte. Das Verständnis der Dinosauriervielfalt in dieser Zeit sei daher von entscheidender Bedeutung, um nachzuvollziehen, ob ein solches Ereignis stattgefunden hat und wie sich das Leben anschließend erholte.

Vor der jetzt erfolgten Beschreibung einer neuen Art seien fast 142 Jahre lang alle Ankylosaurier-Reste von der Isle of Wight der Dinoart Polacanthus foxii zugerechnet worden, hieß es weiter. Die Zuordnung von Funden der zurückliegenden Jahrzehnte müsse nun neu geprüft werden.

Vectipelta barretti verdankt seinen Artnamen dem Wissenschaftler Paul Barrett, Professor für Paläontologie an der University of Cambridge und Leiter der Abteilung »Fossile Wirbeltiere« am Natural History Museum. Einige der Studienautoren seien als Jungforscher von ihm betreut worden, hieß es in einer Pressemitteilung des Fachmagazins. In den 20 Jahren seiner Tätigkeit habe er 220 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht sowie 31 Doktoranden betreut und viele weitere gefördert. »Er hat damit eine ganze Generation von Paläontologen ermutigt.« Zudem sei er eine weltweit führende Autorität für Dinosaurier – und bisher sei kein Saurier nach ihm benannt gewesen. »Wir wollten ihm für seine Unterstützung und Förderung danken, daher beschlossen wir, einen sich langsam bewegenden, stacheligen Organismus nach ihm zu benennen«, sagte Koautorin Susannah Maidment.

Er fühle sich geschmeichelt und sei hocherfreut über die Anerkennung, erklärte Barrett. Nicht zuletzt, weil seine allererste Arbeit eine über gepanzerte Dinosaurier gewesen sei. »Ich bin sicher, dass jede physische Ähnlichkeit mit Vectipelta barretti rein zufällig ist.« (dpa/kmh)