Direkt zum Inhalt

Glazialgebiete: Antarktis-Gletscher schmelzen immer schneller

Schelfeis
Mehrere Studien zeigen, dass sich Gletscher in der Antarktis in den letzten Jahren schneller bewegten und abschmolzen. Ted Scambos von der Universität von Colorado und seine Kollegen beobachteten das Geschehen rund um das Larsen-Eisschelf, das im März 2002 zerbrochen war [1], Eric Rignot vom Jet Propulsion Laboratory und seine Kollegen verfolgten das weitere Schicksal der dortigen Gletscher [2]. Beide Analysen zeigen eine deutliche Beschleunigung der Eisströme auf das Zwei- bis Achtfache der bisherigen Geschwindigkeit nach dem Zerbrechen des vorgelagerten Schelfeises. Außerdem nahm ihre Mächtigkeit um etwa 40 Meter ab.

Ein ähnlich beschleunigtes Abschmelzen innerhalb weniger Jahre beobachteten Robert Thomas vom Goddard Space Flight Institute und seine Kollegen in der Westantarktis an Gletschern, welche in die Amundsen-See fließen [3]. Anhand von Satellitenaufnahmen und Radarmessungen stellten die Forscher fest, dass hier sechzig Prozent mehr Eis ins Meer münden als durch Schneefälle nachgeliefert wird, was den Meeresspiegel um mehr als 0,2 Millimeter pro Jahr anheben könnte. Sie entdeckten dabei außerdem, dass der Felsuntergrund sehr viel tiefer liegt als bislang vermutet. Damit könnte weitaus mehr Inlandeis in Richtung Meer abfließen, falls das Eisschild instabil wird. Sollte der Westantarktische Eisschild als Ganzes abschmelzen, würde das einen Meeresspiegelanstieg von fünf Metern innerhalb weniger Jahrhunderte bedeuten.

Die Ergebnisse zeigen, dass Ereignisse an der Gletscherzunge sich hunderte Kilometer weit ins Inland auswirken können. Zum einen bremst Schelfeis die Bewegung; fällt dieses stabilisierende Element wie im Fall des Larsen-Schelfs weg, kann der Gletscher daher schneller fließen. Zum anderen sorgen wärmere Wassertemperaturen dafür, dass der schmelzende Gletscheruntergrund sich weiter ins Inland ausbreitet und so ebenfalls Bremswirkung verloren geht.

Wie flexibel selbst die inneren Regionen von Eisschilden sind, zeigten Untersuchungen des Forscherteams um Martin Siegert von der Universität Bristol. Sie entdeckten auf Radaraufnahmen 800 Meter tief im Westantarktischen Eis eine Faltenstruktur von 50 Kilometer Länge, die sich nur damit erklären lässt, dass sich vor etwa 1500 Jahren die Flussrichtung und auch die Geschwindigkeit geändert hat [4].

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.