Bedrohte Antarktis: Antarktis-Kommission ringt um Ausweisung von Schutzgebieten
Mit welchen konkreten Maßnahmen lässt sich das Südpolarmeer am besten schützen? Darüber debattieren seit Montag die 27 Teilnehmerstaaten der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) im australischen Hobart. Auf ihrer Jahrestagung haben sie dafür zwei Wochen Zeit.
Eines der Hauptthemen ist erneut die Ausweisung von drei großen Meeresschutzgebieten (Marine Protected Areas, MPAs) in der Ostantarktis, im Weddellmeer und in den Gewässern der Antarktischen Halbinsel. Wegen des Widerstands von Russland und China ist ein Durchbruch bisher immer gescheitert – zuletzt im Juni bei einer CCAMLR-Sondersitzung zum Thema in Santiago de Chile. Alle Entscheidungen der Kommission müssen einstimmig getroffen werden.
Die Antarktis und die sie umgebenden Meeresgebiete bereiten Fachleuten in aller Welt zunehmend Sorgen. Im September wurde bekannt, dass die Ausdehnung des Meereises rund um den Kontinent einen neuen Tiefststand erreicht hat: nur knapp 17 Millionen Quadratkilometer, deutlich weniger als in den vergangenen Jahren im antarktischen Winter.
»In diesem Jahr verzeichnete das Südpolarmeer rekordverdächtig niedrige Meereisstände und bisher kaum vorstellbar hohe Temperaturen sowie den Tod von schätzungsweise 9000 Kaiserpinguin-Küken durch den Meereisverlust«, sagte die Expertin Andrea Kavanagh vom Pew Bertarelli Ocean Legacy Project. Die Geschwindigkeit der Veränderungen in der Antarktis sei alarmierend, »aber noch alarmierender ist, dass CCAMLR in den letzten zehn Jahren keine Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ergriffen hat«.
Die Schutzgebiete »werden den Klimawandel nicht aufhalten, aber sie werden dazu beitragen, das Ökosystem widerstandsfähiger zu machen«, betonte Kavanagh. Es sei höchste Zeit, dass die CCAMLR aus ihrer »Sackgasse« herauskomme. Die Antarktis-Kommission, an der auch Deutschland beteiligt ist, gerät zunehmend unter Druck, weil sie seit Jahren kaum Erfolge vorweisen kann. Die letzte nennenswerte Maßnahme wurde 2016 mit der Vereinbarung des Schutzgebiets Rossmeer getroffen, eines Randmeers im südlichen Ozean. Seitdem hätten sich die Klima- und Biodiversitätskrise jedoch weiter verschärft, warnte die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC), ein Zusammenschluss von Umweltverbänden und Naturschutzorganisationen.
Auch strengere Auflagen für die Krillfischerei stehen auf der Agenda. Die winzigen Krebstiere werden massenhaft gefangen, um daraus Öl und Fischfutter zu machen – allerdings sind sie für das fragile Ökosystem der Antarktis mit Tieren wie Walen und Pinguinen extrem wichtig. »In Verbindung mit der Klimakrise gerät durch die Krillfischerei das gesamte antarktische Ökosystem ins Wanken und damit auch die Klimastabilität unseres Planeten«, betonte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). (dpa/jad)
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