Direkt zum Inhalt

Antarktis: Touristen stoßen auf überraschende Wal-Massenversammlung

Es war der Höhepunkt der Antarktiskreuzfahrt - und ein lange nicht beobachtetes Naturspektakel. In der Antarktis versammelten sich zahlreiche Finnwale zu einer Fressorgie.
Finnwal beim Ausatmen
Rund 1000 Finnwale (Symbolbild) versammelten sich, um Krill zu fressen. Für die Beobachter an Bord eines Kreuzfahrtschiffes war es sicher ein einmaliges Erlebnis.

Wale so weit das Auge reichte: Auf dieses einmalige Spektakel trafen Passagiere und Crew des Kreuzfahrtschiffs »National Geographic Endurance« im Januar 2022 in der Nähe von Coronation Island in antarktischen Gewässern: Der Blas der rund 1000 Finnwale sorgte sogar dafür, dass die Luft feuchter wurde und die Touristen quasi den Mundgeruch der Tiere wahrnehmen konnten. Ihre Beobachtung beschrieben die teilnehmenden Wissenschaftler um Conor Ryan von Lindblad Expeditions in »Ecology«. Die Massenversammlung fiel dabei noch deutlich größer aus als die Gruppen an Finnwalen, die Bettina Meyer, Biologin am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und ihr Team 2018 und 2019 rund um Elephant Island in der Antarktis gezählt hatten.

Die sich häufenden Sichtungen größerer Finnwalgruppen werten Ryan wie Meyer als Zeichen dafür, dass die Zahl der bedrohten Wale endlich deutlich wächst. Nach dem Fangstopp 1976 wuchs der Bestand an Finnwalen erst nur langsam. Neben dieser zweitgrößten Walart der Erde sichteten die Teilnehmer der Kreuzfahrt auch einzelne Blauwale, die die Finnwale an Gewicht und Länge noch übertreffen, sowie Buckelwale. Insgesamt schätzten sie die Zahl an Großwalen zwischen 800 und 1150 Tiere: eine der größten Ansammlungen an diesen Meeressäugern seit Jahrzehnten. Sie hatten sich in diesen Gewässern nördlich der Antarktischen Halbinsel eingefunden, um in riesigen Krillschwärmen zu fressen.

© Lindblad Expeditions-National Geographic
Finnwale beim Massenstelldichein

»Sobald wir näher kamen, waren die Blasgeräusche der Wale ununterbrochen und überall um uns herum zu hören, ebenso wie der kondensierende Atem der Wale in der Luft, der ein regelmäßiges Reinigen unserer Kameraobjektive und Sonnenbrillen erforderte«, sagte Ryan gegenüber »National Geographic«. Finnwale gelten auch knapp 50 Jahre nach Ende des industriellen Walfangs noch als bedroht; ihr Bestand war durch die Jagd um 98 Prozent zurückgegangen.

Völlig ungetrübt war die Freude allerdings nicht: Im Umfeld der Massenversammlung machten Ryan und Co einige Trawler aus, die ebenfalls nach dem Krill fischten. Die Gewässer um Coronation Island locken regelmäßig Wale und Fischer an, weil die Krebstierchen hier immer wieder massenhaft auftreten. Dabei besteht die Gefahr, dass die Meeressäuger mit den Schiffen kollidieren oder sich in Netzen oder Fangleinen verheddern. Zudem bedroht der Krillfang die Nahrungsgrundlage von Walen, Robben und verschiedenen Seevögeln.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.