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Antarktis: Verblüffende Vielfalt unter dem Schelfeis entdeckt

In ewiger Dunkelheit und hunderte Kilometer vom offenen Meer entfernt: Unter dem Schelfeis brummt das Leben, zeigt ein Bohrprojekt.
Die Bohrungen durch das Ekström-Schelfeis

200 Meter ist das Eis dick an der Stelle, an der ein Forscherteam des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) mit heißem Wasser zwei Löcher bohrte. Dennoch entdeckte es hier unweit der Neumayer-Station III auf dem Ekström-Schelfeis im südöstlichen Weddellmeer eine erstaunliche biologische Vielfalt auf dem Meeresgrund.

Wie die Gruppe nun im Fachmagazin »Current Biology« ausführt, kamen insgesamt 77 Arten zum Vorschein. Damit ist die Artenvielfalt sogar noch größer als bei vielen Proben, die im Freiwasser genommen wurden, schreibt das Team um David Barnes, Hauptautor und Meeresbiologe beim British Antarctic Survey.

Das Bemerkenswerte an dem finsteren Ökosystem unter dem dicken Eis ist, dass dort keine Pflanzen oder Algen gedeihen, sich aber trotzdem die meisten der dort vorkommenden Lebewesen von Mikroalgen ernähren. Offenbar genügt den Filtrierern, was von jenseits der Schelfeiskante angespült wird – genug auch, um ungefähr so schnell zu wachsen wie Artgenossen im Freiwasser. Das offene Meer ist drei bis neun Kilometer weit entfernt von der Probenentnahmestelle.

Eine Kamera lieferte einen Blick auf das Ökosystem in der Tiefe | Seit mindestens rund 6000 Jahren gibt es an Ort und Stelle ein an die extremen Bedingungen angepasstes und trotzdem vielfältiges Ökosystem unter dem Eis.

Zu den unter dem Schelfeis entdeckten Arten zählen säbelförmige Bryozoen (Moostierchen) und Kalkröhrenwürmer. Um herauszufinden, wie lange das Ökosystem bereits existiert, datierten die Fachleute Proben toter Tiere in den oberflächennahen Sedimenten mit Hilfe der Radiokarbonmethode. Die ältesten Teile waren demnach 5800 Jahre alt. So scheint es »seit fast 6000 Jahren eine Oase des Lebens unter dem Schelfeis« zu geben, sagt der Leiter des Forschungsprojekts Gerhard Kuhn vom AWI.

Dass auch in noch extremeren Eis-Lebensräumen Leben möglich ist, zeigte sich bei einer Veröffentlichung aus dem Februar 2021. Damals fand ein Wissenschaftlerteam sogar unter einem 900 Meter dicken Eispanzer ein kleines Ökosystem. Hier war die nächstliegende Fotosynthesequelle rund 1500 Kilometer entfernt.

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