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Ozeanologie: Antarktisches Eisloch enträtselt

Im Südwinter 1974 verblüffte eine außergewöhnliche Entdeckung in der Antarktis Forscher in aller Welt: Im dicken Eispanzer des Weddell-Meeres klaffte ein Loch von der Größe Westdeutschlands. Das Naturphänomen erhielt den Namen „Weddell-Polynya“, nach dem russischen Wort für „Loch im Eis“. Jahrzehnte lang gab es Wissenschaftlern Rätsel auf – nicht zuletzt weil der Mini-Ozean inmitten des Eismeers nach zwei Jahren wieder zufror und nicht rechtzeitig untersucht werden konnte.

Forscher vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel könnten nach über dreißig Jahren nun endlich eine Erklärung für das riesige Loch gefunden haben. Ursache war demnach ein vorübergehendes Abflauen der Winde im Bereich des Zirkumpolarstroms um die Antarktis Mitte der 1970er Jahre. Das bedingte einen Rückgang der Niederschläge in der Region, was wiederum den Salzgehalt in den oberen Meeresschichten ansteigen ließ. Dadurch wurde das salzärmere, vier Grad Celsius warme Wasser in den Tiefen des Ozeans auf einmal spezifisch leichter, erfuhr einen Auftrieb und strömte nach oben. „Dieses wärmere Wasser schmolz das Eis des Weddell-Meeres und bescherte uns die große Polynya“ schließt Professor Martin Visbeck, der Koautor der Studie.

Der letzte Beweis ließe sich nur bei erneutem Auftreten des antarktischen Eislochs erbringen. Doch das Warten darauf könnte lang werden: Die Weddell-Polynya hat sich seit 1976 nie wieder gezeigt.

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