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Anthropozoonosen: Menschen stecken Tiere mit Sars-CoV-2 an

Es sprang von Wildtieren auf Menschen über. Und von uns wieder zurück in die Tierwelt. Zahlreiche Arten sind inzwischen mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert.
Ein Opossum mit grauem Fell und weißem Gesicht sitzt auf einem Holzzaun. Ohren und Augen sind schwarz, die Nasenspitze und Zehen sind rosa, der Hintergrund ist unscharf
Seit Ausbruch der Corona-Krise 2020 sind viele Wildtiere mit infizierten Menschen oder deren Hinterlassenschaften in Berührung gekommen und haben sich angesteckt - auch Opossums.

Der virale Erreger Sars-CoV-2 hat sich seit 2020 weltweit verbreitet; Milliarden Menschen sind damit inzwischen in Berührung gekommen und haben sich angesteckt. Ob das Virus ursprünglich von Fledermäusen oder Marderhunden oder aus einer anderen Quelle stammt, ist noch unklar. Kein Zweifel besteht jedoch daran, dass der Erreger den Weg in Wildtiere zurückgefunden hat: Er zirkuliert unter Nerzen und nordamerikanischen Weißwedelhirschen inzwischen ebenso wie unter Vertretern zahlreicher anderer Arten, die mit uns in Kontakt kommen. Das haben Carla Finkielstein von der Virginia Tech University und ihr Team in einer Forschungssstudie belegt.

Die Fachleute hatten Vertreter von insgesamt 23 Spezies entweder auf das Virus selbst getestet oder auf Antikörper, die gegen den Erreger gerichtet waren und eine vorherige Infektion anzeigen. Finkielstein & Co. entnahmen dazu rund 800 Nasen- und Mundabstriche sowie knapp 130 Blutproben. Bei insgesamt sechs Arten wiesen die Forscher entsprechende Spuren nach: bei Hirschmäusen, Opossums, Waschbären, Waldmurmeltieren, Östlichen Baumwollschwanzkaninchen und Roten Fledermäusen. Bei einem der untersuchten Opossums hatte das Virus zudem Mutationen entwickelt, die zuvor nicht bekannt gewesen waren. Ansonsten fanden sich vor allem Abstammungslinien, die eng mit jenen Varianten übereinstimmten, die während des Untersuchungszeitraums unter Menschen zirkulierten. Das stütze die These, dass die Übertragung von Mensch zu Tier stattfand, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

In der Studie wurden auch zwei Mäuse am selben Ort und Tag mit genau der gleichen Erregervariante identifiziert, was darauf hindeutet, dass sie entweder beide von demselben Menschen infiziert worden waren oder dass eine Maus die andere angesteckt hatte. Wenig überraschend waren Tierpopulationen, die nah an Wanderwegen oder stark von Menschen frequentierten Orten lebten, am stärksten betroffen. Sie kommen hier regelmäßig in Kontakt mit Infizierten und deren Hinterlassenschaften, was das Überspringen des Virus von Art zu Art erleichtert.

Wie genau der Übertrag stattgefunden hat, können die Fachleute nur vermuten. Sars-CoV-2 lässt sich beispielsweise über Abwasser nachweisen, doch ist unklar, ob die Viren darin noch infektiös sind. Für deutlich wahrscheinlicher halten es die Wissenschaftler, dass sich die Tiere über Essensreste oder Abfälle angesteckt hatten, in und an denen das Virus überdauerte. Unklar ist zudem, ob und wie oft die Tiere den Erreger untereinander weitergeben.

Viele der untersuchten Arten sind in Nordamerika weit verbreitet. Man darf also annehmen, dass sie auch andernorts Träger von Sars-CoV-2 sind und als Reservoir für den Keim dienen, der von dort aus wieder auf Menschen überspringen kann.

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  • Quellen
Nature Communications 10.1038/s41467–024–49891-w, 2024

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