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Blutspendentherapie: Anti-Aging durch junges Blut funktioniert anders als gedacht

Die Spende von jungem Blut hilft offenbar dem älteren Körper - und Pharmafirmen möchten unbedingt wissen, warum. Wie sich zeigt, sind die Zusammenhänge allerdings ziemlich verwickelt.
Hand mit Blutprobe

Seit einiger Zeit hatten Forscher gehofft, das Blut von jungen Spendern könnte für den Körper von Älteren eine Art Jungbrunnen sein: Zumindest hatten Studien gezeigt, dass Blutkonserven von kräftigen und gesunden Jungmäusen die Muskeln von gebrechlichen Artgenossen stärken können. Diese Vermutung hatte auch schon Experimente befördert, bei denen zum Beispiel der Einfluss von jungem Blut auf den Fortschritt von Alzheimersymptomen bei Älteren untersucht wurde, um vielleicht ein Medikament entwickeln zu können, das ähnlich arbeitet. Dabei waren die Forscher auf ein bestimmtes Blutprotein namens GDF11 gestoßen, das die Ursache des Jungbrunneneffekts sein könnte und Hoffnung auf eine einfache und kräftigende Blutspendentherapie für Senioren machte. Diese Hoffnung scheint nun allerdings ganz zu platzen, denn eine neue Studie zeigt, dass das hoffnungsvolle Protein tatsächlich sogar das Gegenteil des Gewünschten bewirkt.

Die Menge von GDF11 sollte, laut den ersten früheren Versuchen, im Körper von Senioren abnehmen – und weil es zudem das Wachstum neuer Blutgefäße und Neurone im Gehirn nachweislich anregt und über die Aktivierung von Stammzellen die Reparatur von Muskeln fördert, galt es als Ursache des positiven Effekts von jungem Spenderblut. Die neuen Experimente von der Forschungsabteilung des Pharmaunternehmens Novartis wiederlegen nun aber zunächst, dass GDF11 in altem Gewebe tatsächlich seltener wird: Offenbar war es in früheren Untersuchungen mit dem sehr ähnlichen Protein Myostatin verwechselt worden, spekulieren die Forscher um David Glass. Myostatin aber hat den gegenteiligen Effekt: Es bremst Stammzellen sogar, bevor sie sich in Muskelzellen differenzieren.

Ein weiterer, genauerer Test enthüllte dann, dass die GDF11-Menge im alternden Körper nicht fällt, sondern im Gegenteil steigt. Tatsächlich könnte das vermeintlich heilsame Protein sogar das Gegenteil von dem bewirken, was man sich von ihm versprochen hatte: Anscheinend blockiert es die Reparaturmechanismen in alten Zellen, statt eine Neubildung anzuregen. Im Licht dieser Erkenntnis sollte man die Menge dieses Proteins also vielmehr senken und nicht erhöhen.

Auch über die Wirkung oder die typische altersabhängige Dosierung von GDF11 im Blut scheint das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen: Die mit der neuesten Studie vermeintlich widerlegten Forscher vertrauen ihrem alten Ergebnis und möchten es nun noch einmal prüfen, berichten sie gegenüber "Nature News". Als Zwischenfazit bleibt daher vorerst nur festzuhalten: Das Anti-Aging durch junges Blut scheint irgendwie zu funktionieren, warum, ist aber derzeit unklarer als zuvor.

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