Direkt zum Inhalt

Medizin: Anti-Epileptikum gegen Alzheimer

Eine Demenz beginnt mit der Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses und kann bis zum totalen Verlust der Erinnerungen fortschreiten. 24 Millionen Menschen weltweit leiden darunter, und zwei Drittel von ihnen sind an der tückischsten Form erkrankt: dem neurodegenerativen Morbus Alzheimer. Schon Jahre vor dem Auftreten erster Symptome bilden sich in den Gehirnen der Betroffenen so genannte Plaques – Klumpen aus fehlerhaft gefalteten Amyloid-Beta-Peptiden, die ab einer gewissen Konzentration Nervenzellen absterben lassen. Der zerstörerische Prozess lässt sich bislang weder verhindern noch aufhalten oder gar rückgängig machen.

Insofern klingt die Entdeckung, die Weihong Song von der University of British Columbia in Vancouver und seinen Kollegen gelungen ist, geradezu spektakulär. Die Forscher fanden heraus, dass das Antiepileptikum Valproinsäure (VPA) ein überraschend wirksames Mittel gegen die Plaques darstellt. Sowohl in Zellkulturen als auch bei Mäusen, die infolge einer Genmanipulation die Alzheimer-Krankheit entwickeln, blockierte es eine Kaskade von Enzymreaktionen, an deren Ende die Ansammlung der bedrohlichen Amyloid-Beta-Peptide stand. Die Säure verhinderte dadurch nicht nur den Tod weiterer Maushirnzellen – beschädigte Neuronen begannen überdies, sich zu regenerieren. Nach einiger Zeit schnitten die Mäuse in Erinnerungstests wieder deutlich besser ab.

Allerdings scheint VPA nur im Frühstadium der Krankheit wirksam. Bei fortgeschrittener Demenz verbesserte es die Symptome im Tierversuch nicht mehr wesentlich. Wie Song berichtet, haben medizinische Studien mit menschlichen Probanden bereits begonnen.

Vera Spillner

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.