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Kroatien: Antike Elfenbeintafel mit Tierkreiszeichen entdeckt

Antike Elfenbeintafel mit Tierkreiszeichen entdeckt

Die Grabungen in der Nakovana-Höhle an der Adriaküste Kroatiens sind schon seit 1999 im Gange, doch erst jetzt haben die Archäologen einen ihrer bemerkenswertesten Funde vorgestellt: Bruchstücke einer rund 2200 Jahre alten Tafel aus Elfenbein mit eingravierten Tierkreiszeichen – und damit eines der wenigen bislang bekannten Exemplare eines antiken Arbeitsgeräts, mit dessen Hilfe Astrologen Horoskope erstellten.

Insgesamt 30 Fragmente ... | ... der astrologischen Tafel konnten Archäologen bergen. Die Bruchstücke aus Elfenbein sind durchschnittlich zwei bis drei Millimeter dick und zeigen griechische Bildsymbole von noch vier Sternzeichen: einen Krebs (oben links) sowie zwei nackte Jünglinge für Zwillinge (oben rechts), Fische (Mitte links) und das Pferdehinterteil des Schützen (Mitte rechts).

Inmitten von mehreren tausend Gefäßscherben fand das Team um den Archäologen Staso Forenbacher von der Universität Zagreb 30 Fragmente der ehemals runden Elfenbeintafel. Wieder zusammengesetzt gaben sie Darstellungen von mindestens vier Tierkreiszeichen zu erkennen: Zwillinge, Fische, Schütze und Krebs. Außerdem fanden sich auf den Überresten der Tafel Inschriften eines Sterndeuters, der darauf offenbar ein persönliches Horoskop angelegt hatte. Wie Forenbacher überdies vermutet, weisen Material und Stil der Darstellungen darauf hin, dass das Stück aus dem von Griechen beherrschten Ägypten stammt.

Laut Forenbacher handelte es sich bei dem Fundort der Tafelfragmente um ein Höhlenheiligtum der einheimischen illyrischen Bevölkerung, die den Ort zwischen dem 4. und 1. Jahrhundert v. Chr. aufsuchte. Die Illyrer standen in jener Zeit in engem Kontakt mit griechischen Koloniestädten – über diesen Weg könnte auch die Horoskop-Platte ins heutige Dalmatien gelangt sein.

Die antike Astrologentafel ... | ... aus der kroatischen Nakovana-Höhle bestand vermutlich aus einer flachen, hölzernen Unterlage, auf der die Elfenbeinplättchen befestigt waren. Diese bildeten einen Kreis mit Darstellungen der zwölf Sternzeichen, der ehemals einen Durchmesser von zirka 21,5 Zentimetern aufwies.

Aus antiken Schriftquellen und durch die wenigen Originalfunde ist bekannt, dass derartige Hilfsmittel in der Regel aus Elfenbein, Ebenholz oder Gold gefertigt waren und Bilder der Tierkreiszeichen und Planeten zeigten. Um eine Voraussage für ein bestimmtes persönliches Ereignis treffen zu können, berechneten die griechischen und römischen Astrologen zunächst die jeweiligen Planetenkonstellationen, legten dann Steine an die entsprechenden Positionen auf der Platte und interpretierten deren Beziehungen zueinander.

Die Anfänge der westlichen Astrologie der Antike liegen in Babylon, Assyrien und Ägypten. Einer der wichtigsten Vermittler war der babylonische Priester Berossos (4. und 3. Jahrhundert v. Chr.), der auf der griechischen Insel Kos eine Astrologenschule gegründet haben soll.

  • Quellen
JHA 42, 2011, S. 425–438

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