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Katalonien: Antike Farbe auf mittelalterlichem Altar

Patrimoni-UB, Universitat de Barcelona
Bei der Untersuchung eines bemalten Altaraufsatzes aus dem Mittelalter machten spanische Forscher eine erstaunliche Entdeckung: Sie stießen auf ein Blau, das es in jener Zeit eigentlich gar nicht mehr geben durfte. Die chemische Zusammensetzung der Farbe galt nämlich zur Entstehungszeit des Altars im 12. Jahrhundert als längst vergessen. Die Rezeptur jenes "ägyptisch Blau" war im alten Ägypten erfunden worden und nach dem Fall des römischen Reichs verloren gegangen.

Dass die Künstler das Pigment dennoch verwendeten, hat nach Ansicht der Forscher um Mario Vendrell von der Universitat de Barcelona wohl einen verblüffend simplen Grund: Wahrscheinlich waren sie in der Kirche schlichtweg über einen Klumpen ägyptisch Blau aus der Römerzeit gestolpert und haben ihn für die Bemalung des Altaraufsatzes verwendet.

Vendrell und seine Kollegen untersuchten auch die anderen Farben des Altaraufsatzes und stellten fest, dass die meisten von ihnen mit wenig Aufwand aus Baukalk, Ruß und Erde zusammengemischt wurden. All das zeugt nicht von großer Kunstfertigkeit – wie sie für die Herstellung von ägyptisch Blau notwendig wäre.

Ägyptisch Blau ist eine der ältesten künstlich hergestellten Farben. Es besteht aus den Zutaten Kalk, Sand und Kupfer, die nur dann miteinander reagieren, wenn sie lange auf knapp 1000 Grad Celsius erhitzt werden. Der Aufwand lohnt sich. Die Krone der berühmten Nofretete-Büste beispielsweise strahlt seit mehr als 3000 Jahren in kräftigem (ägyptisch) Blau.

Claudia Reinert

Archaeometry 52:2, 2010

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