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News: Antike Unterrichtshilfe

Lange Jahre haben Historiker und Mathematiker darüber gebrütet, was uns die Tontafel Plimpton 322 aus dem alten Babylon sagen will. Zwar fand Otto Neugebauer schon 1945 heraus, dass es sich bei den keilschriftlichen Zahlenzeichen um pythagoreische Zahlentripel handelte, der Sinn und Zweck dieser Auflistung blieb aber weiterhin unklar und war lediglich den unterschiedlichsten Spekulationen unterworfen. Nun meint eine britische Wissenschaftlerin, dass die Tafel ehemals eine Hilfe für einen Lehrer war, mit der er Geometrieaufgaben für seine Schüler erfand.
Die Tontafel mit der Katalognummer 322, die in der Sammlung Collections and Treasures an der Columbia University aufbewahrt wird, hat über Jahre hinweg die Historiker und Mathematiker beschäftigt. Sie wurde irgendwann zwischen 1800 und 1650 vor Christus im alten Babylon angefertigt und gehört heute sicherlich zu den meist fotografierten Schriftstücken aus dieser Zeit. 1945 fand der Altertumsforscher Otto Neugebauer heraus, um was es sich bei den keilschriftlichen Zahlenzeichen eigentlich handelt: Die im sexagesimalen Zahlensystem der Babylonier geschriebenen Zahlen – die Babylonier rechneten in einem Zahlensystem zur Basis 60 – sind so genannte pythagoreische Zahlentripel. Das sind je drei ganze Zahlen, die den Längen eines rechtwinkligen Dreiecks entsprechen. Damit und mit anderen Funden war der Beweis erbracht, dass die Babylonier gute tausend Jahre vor Pythagoras das Wissen um diese Zahlen besaßen.

Aber wozu diente die Tafel? Wurde sie für astronomische Berechnungen benötigt? Hatte sich ein mathematisches Genie ausgetobt, das seiner Zeit weit voraus war? Die Antwort auf diese Fragen scheint nun gefunden, und sie ist lang nicht so weltfremd, wie zuerst spekuliert. Eleanor Obson von der Faculty of Oriental Studies an der Oxford University meint, dass die Tafel einst einem Lehrer diente, Schülern vernünftige Zahlen für ihre Geometrieaufgaben zu geben. Robson erkannte das, indem sie Plimpton 322 mit anderen Tontafeln der Zeit verglich und das gesammelte Wissen der letzten 50 Jahre um diese Keilschriften verwendete. "Die Tafel erlaubt es einem Lehrer, wiederholt Übungen zu stellen und die Antworten zu überprüfen, ohne jedes Mal selbst nachzurechnen", meint Robson.

"Das ist eine wirklich tolle Arbeit", äußert sich Fred Rickey, ein Mathematik-Historiker an der U.S. Military Academy in West Point, "weil sie uns zeigt, was es wirklich mit Plimpton 322 auf sich hat." Robson ergänzt: "Wir können die organisatorischen und arithmetischen Fähigkeiten des einstigen Autors bewundern, aber wir können ihn nicht länger als ein weitsichtiges Genie behandeln."

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