HIV-Prävention: Antivirales Gel kann HIV-Infektion verhindern
Ein Vaginalgel mit einem antiviralen Wirkstoff kann das Risiko von Frauen reduzieren, sich beim Geschlechtsakt mit dem Aidsvirus zu infizieren. Dies ergab eine in Südafrika durchgeführte Studie mit 889 Teilnehmerinnen. Eine Hälfte der Frauen bekam dabei ein Gel mit dem in der HIV-Bekämpfung in Pillenform seit Langem eingesetzten Wirkstoff Tenofovir, die anderen Probandinnen ein Gel mit einem Scheinwirkstoff. Eine dann über ein Jahr hinweg durchgeführte medizinische Betreuung ergab, dass sich deutlich weniger der durch das antivirale Medikament geschützten Frauen neu mit HIV angesteckt hatten.
Insgesamt infizierten sich 60 Frauen aus der Placebo-Gruppe gegenüber 38 Teilnehmerinnen aus der Tenofovir-Gruppe. Der Schutz war demzufolge alles andere als vollständig, geben die Studienleiter um Quarraisha Abdool Karim vom Centre for the AIDS Programme of Research in South Africa (CAPRISA) zu bedenken. Dies könne vor allem daran liegen, dass die Probandinnen das antivirale Gel nicht über die gesamte Studiendauer zuverlässig angewendet haben. Das Gel sollte zwölf Stunden vor und nach jedem sexuellen Kontakt in die Vagina appliziert werden. Diese Prozedur hätten viele Frauen nach einigen Monaten nicht mehr eingehalten, wie Befragungen belegen. Tatsächlich trugen aber gerade die besonders sorgfältigen Teilnehmerinnen ein prozentual noch geringeres Risiko, sich zu infizieren.
Frauen in Südafrika gehören zu den am stärksten von Aids bedrohten Menschen weltweit: Nach Angaben der Vereinten Nationen waren im Jahr 2008 von den mehr als 33 Millionen mit HIV lebenden Personen etwa die Hälfte weiblich, während in Südafrika etwa jede dritte Frau zwischen 20 und 34 HIV-infiziert ist. Die Frauen können sich oft nur schlecht mit Kondomen schützen, weil ihre Partner dies häufig ablehnen. Ein selbstständig aufgetragenes Gel war seit Langem als Möglichkeit angesehen worden, die Epidemie zu bremsen. Bisher sind Versuche mit verschiedenen Mikrobiziden in Gelen aber immer gescheitert oder waren statistisch nicht aussagekräftig.
Dies sei aus verschiedenen Gründen bei der jetzigen Untersuchung anders, spekulieren Karim und Kollegen. Zum einen sei erstmals ein spezifisch gegen HIV wirkendes Mittel eingesetzt worden: Das Virostatikum Tenofovir gehört zur Gruppe der nukleotidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, wird also vom Virus an Stelle der üblichen DNA-Bausteine in das Erbgut eingebaut und hemmt dort die Vermehrung des Erregers. Es ist ein gängiger Bestandteil von oral aufgenommenen anti-HI-viralen Cocktails. Wahrscheinlich hänge der aktuelle Erfolg auch damit zusammen, dass Tenofovir nicht, wie andere früher getestete Mikrobizide, oberflächenaktiv wirkt; es müsse sich also daher nicht großflächig und lückenlos auf der Vaginaschleimhaut ausbreiten, um das Eindringen von Viren in die Zellen zu verhindern, vermutet Karim. Der Wirkstoff dringt stattdessen in die Zellen der Schleimhaut ein und bremst die HI-Viren im Zellkern.
Trotz des Hoffnung machenden Resultats ist ein schneller Einsatz von Tenofovir-Gelen gegen die Aidsepidemie noch nicht zu erwarten: Zunächst müssen die Behörden den Einsatz lizensieren und genehmigen, dies könnte Monate dauern. Dann muss eine Versorgungskette eingerichtet werden und die lokale Verteilung und die notwendige intensive Aufklärung über die Benutzung des Präparats gewährleistet werden. Zudem müsse dringend geklärt werden, ob die Wirksamkeit des Mittels nicht doch nach einiger Zeit abnimmt: Dass bei längerer Benutzung die Infektionszahlen wieder stiegen, könne damit zusammenhängen – und nicht, wie derzeit die Autoren vermuten, mit einer zunehmenden Nachlässigkeit der Anwenderinnen. Dieser müsse aber auf jeden Fall nachhaltig entgegengetreten werden, damit ein Vaginalgel in Zukunft erfolgreich HIV-Infektionen verhindert, meinen die Autoren: Selbst im gut überwachten und begleiteten Studienzeitraum haben rund 40 Prozent der Teilnehmerinnen das Gel nur halb so häufig eingesetzt, wie es nötig gewesen wäre. (jo)
Insgesamt infizierten sich 60 Frauen aus der Placebo-Gruppe gegenüber 38 Teilnehmerinnen aus der Tenofovir-Gruppe. Der Schutz war demzufolge alles andere als vollständig, geben die Studienleiter um Quarraisha Abdool Karim vom Centre for the AIDS Programme of Research in South Africa (CAPRISA) zu bedenken. Dies könne vor allem daran liegen, dass die Probandinnen das antivirale Gel nicht über die gesamte Studiendauer zuverlässig angewendet haben. Das Gel sollte zwölf Stunden vor und nach jedem sexuellen Kontakt in die Vagina appliziert werden. Diese Prozedur hätten viele Frauen nach einigen Monaten nicht mehr eingehalten, wie Befragungen belegen. Tatsächlich trugen aber gerade die besonders sorgfältigen Teilnehmerinnen ein prozentual noch geringeres Risiko, sich zu infizieren.
Frauen in Südafrika gehören zu den am stärksten von Aids bedrohten Menschen weltweit: Nach Angaben der Vereinten Nationen waren im Jahr 2008 von den mehr als 33 Millionen mit HIV lebenden Personen etwa die Hälfte weiblich, während in Südafrika etwa jede dritte Frau zwischen 20 und 34 HIV-infiziert ist. Die Frauen können sich oft nur schlecht mit Kondomen schützen, weil ihre Partner dies häufig ablehnen. Ein selbstständig aufgetragenes Gel war seit Langem als Möglichkeit angesehen worden, die Epidemie zu bremsen. Bisher sind Versuche mit verschiedenen Mikrobiziden in Gelen aber immer gescheitert oder waren statistisch nicht aussagekräftig.
Dies sei aus verschiedenen Gründen bei der jetzigen Untersuchung anders, spekulieren Karim und Kollegen. Zum einen sei erstmals ein spezifisch gegen HIV wirkendes Mittel eingesetzt worden: Das Virostatikum Tenofovir gehört zur Gruppe der nukleotidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, wird also vom Virus an Stelle der üblichen DNA-Bausteine in das Erbgut eingebaut und hemmt dort die Vermehrung des Erregers. Es ist ein gängiger Bestandteil von oral aufgenommenen anti-HI-viralen Cocktails. Wahrscheinlich hänge der aktuelle Erfolg auch damit zusammen, dass Tenofovir nicht, wie andere früher getestete Mikrobizide, oberflächenaktiv wirkt; es müsse sich also daher nicht großflächig und lückenlos auf der Vaginaschleimhaut ausbreiten, um das Eindringen von Viren in die Zellen zu verhindern, vermutet Karim. Der Wirkstoff dringt stattdessen in die Zellen der Schleimhaut ein und bremst die HI-Viren im Zellkern.
Trotz des Hoffnung machenden Resultats ist ein schneller Einsatz von Tenofovir-Gelen gegen die Aidsepidemie noch nicht zu erwarten: Zunächst müssen die Behörden den Einsatz lizensieren und genehmigen, dies könnte Monate dauern. Dann muss eine Versorgungskette eingerichtet werden und die lokale Verteilung und die notwendige intensive Aufklärung über die Benutzung des Präparats gewährleistet werden. Zudem müsse dringend geklärt werden, ob die Wirksamkeit des Mittels nicht doch nach einiger Zeit abnimmt: Dass bei längerer Benutzung die Infektionszahlen wieder stiegen, könne damit zusammenhängen – und nicht, wie derzeit die Autoren vermuten, mit einer zunehmenden Nachlässigkeit der Anwenderinnen. Dieser müsse aber auf jeden Fall nachhaltig entgegengetreten werden, damit ein Vaginalgel in Zukunft erfolgreich HIV-Infektionen verhindert, meinen die Autoren: Selbst im gut überwachten und begleiteten Studienzeitraum haben rund 40 Prozent der Teilnehmerinnen das Gel nur halb so häufig eingesetzt, wie es nötig gewesen wäre. (jo)
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