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Arachnologie: Die Spinne am Abend ist meist männlich

Arachnophoben Menschen bereitet nicht nur die Spinne am Morgen Sorgen. Eine große britische Bürgerstudie zeigt, wann und welche Achtbeiner im Haus so unterwegs sind.
Spinne am Ausguss

Einen hilflosen Achtbeiner morgens im Spül- oder Waschbecken zu finden, macht wahrscheinlich nicht nur Arachnophobiker richtig wach. Die Wahrscheinlichkeit, auf eine Spinne zu früher Stund' zu treffen, ist tatsächlich erhöht, wie eine große Citizen-Science-Studie aus Großbritannien zeigt. Morgens zwischen sechs und acht Uhr meldeten die Beobachter überdurchschnittlich viele Spinnen in ihrer Wohnung, so Adam Hart, Rebecca Nesbit und Anne Goodenough von der University of Gloucestershire in »Arachnology«. Sie hatten die Daten von 10 000 Sichtungen aus dem gesamten Königreich ausgewertet, was die Studie zur bislang umfangreichsten Sichtungsstudie der achtbeinigen Hausmitbewohner in Großbritannien macht. Noch häufiger trafen die beteiligten Menschen jedoch abends auf die Tiere, wobei die absolute Spitzenzeit gegen 19.30 Uhr lag. Melden sollten die Teilnehmer Beobachtungen von Haus- und Winkelspinnen der Gattungen Tegenaria und Eratigena – große, dunkle Arten, die keine Radnetze weben und häufig in Gebäuden vorkommen.

Die Wissenschaftler begründen dies allerdings nicht nur damit, dass die Schwerpunkte berufsbedingt auftreten könnten, weil viele teilnehmende Arbeitnehmer tagsüber schlicht nicht zu Hause sind. Viele Spinnen zögen demnach im Schutz der Dämmerung los, und manche von ihnen gelangten dabei über Nacht auch in die besagten Becken – deren glatte Wände für sie zum unüberwindlichen Hindernis würden. Dass die Spinnen abends nahezu gleichmäßig in verschiedenen Zimmertypen nachgewiesen wurden – und beispielsweise nicht mit Schwerpunkt in Wohnzimmer oder Küche –, bestärkt die Biologen in ihrer Vermutung, dass zumindest teilweise Verhaltensgründe hinter den gehäuften Sichtungen liegen. Während diese Annahme zumindest zum Teil spekulativ ist, sind die Daten zur Geschlechtsverteilung eindeutig. Mehr als 80 Prozent der beobachteten Achtbeiner waren Männchen, die wiederum bevorzugt auf Böden und Wänden unterwegs waren. Weibchen saßen dagegen überwiegend ortsfest in ihren Netzen oder Wohnhöhlen, schreiben Hart und Co.

Auch das liege in der Spinnenbiologie begründet, meint das Team: Die Männchen begeben sich auf Wanderschaft, um sich verpaaren zu können, während die Weibchen auf sie vor Ort warten könnten. Unterwegs krabbeln sie daher häufiger Menschen über den Weg. Die über eine App gesammelten Daten waren zumeist mit Orts- und Zeitangaben versehen, weshalb sie auch Aussagen über jahreszeitliche Verläufe erlauben. Am häufigsten tauchten die Tiere laut den Meldungen Mitte September auf, was zum einen mit der Paarungszeit der Spinnen zusammenhängt, die dann ihren Höhepunkt erreicht. Zum anderen ziehen sich die Tiere vor dem nahenden Winter an geschützte Orte zurück.

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