Umweltkatastrophen: Aralsee verliert seinen Ostflügel
Der Niedergang des Aralsees hat diesen Sommer einen neuen Höhepunkt erreicht: Zum ersten Mal in der Neuzeit trocknete in den letzten Monaten der Ostflügel des schwindenden Sees komplett aus – noch vor 15 Jahren nahm er den größten Flächenanteil des Binnengewässers ein. Schon damals war dieser Abschnitt des Aralsees relativ flach, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Verdunstung das vorhandene Wasser aufzehrt. Damit besteht der (ehemalige) Aralsee mittlerweile nur noch aus dem schmalen Westflügel sowie dem durch Dämme aufgestauten Nordteil, dem so genannten Kleinen Aralsee – bis in die 1960er Jahre gehörte er dagegen zu den größten Seen der Erde.
In den 1950er und 1960er Jahren hatte die damalige Sowjetunion allerdings begonnen, das Wasser der wichtigen Zuflüsse Amu Darya und Syr Darya abzuzweigen. Das kostbare Nass sollte die Landwirtschaft in den trockenen zentralasiatischen Steppen und Wüsten ermöglichen und ankurbeln. Jedes Jahr verschwand ein Großteil des Wassers auf riesigen Baumwollfeldern, nur noch ein Bruchteil erreichte den Aralsee, der sich nur aus wenigen Zuflüssen speiste. Da die Verdunstung hier deutlich den Niederschlag übersteigt, war sein Schicksal vorbestimmt – das Austrocknen des Aralsees gilt als eine der größten von Menschenhand ausgelösten Umweltkatastrophen der Erde. Es ist allerdings nicht völlig ausgeschlossen, dass auch der nun verdampfte Ostflügel wieder kurzzeitig aufersteht. Bereits 2009 war er nach einem Dürrejahr fast völlig verschwunden, doch ergiebige Niederschläge in den Quellgebieten seiner Zuflüsse ließen den Pegel wieder ansteigen.
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