News: Arbeitsplätze sichern und schaffen durch Überstundenabbau?
Erst in dem Moment, in dem Überstunden nicht mehr ausgezahlt, sondern auf Arbeitszeitkonten verbucht wurden, wurde für die betrieblichen Akteure sichtbar, daß über die kurzfristigen Schwankungen hinweg immer höhere Überstundensockel aufgebaut wurden. In allen untersuchten Betrieben wurden neue Arbeitszeitmodelle eingeführt, von einer zusätzlichen Schicht bis hin zur flexiblen Jahresarbeitszeit. Die Überstunden, die vorher bei 8,5 bis 25 Prozent der vertraglichen Arbeitszeit lagen, konnten dadurch bis auf 1 Prozent, z.T. sogar auf 0 reduziert werden.
Als unmittelbare Beschäftigungseffekte wurden die Sicherung von zuvor gefährdeten Arbeitsplätzen und Neueinstellungen (bis zu 22 Prozent) angegeben.
Als zumindest kurzfristig nicht abbaubar zeigten sich Überstunden in personellen Engpaßbereichen, in denen hochqualifizierte und -spezialisierte Kräfte arbeiten, z.B. in den Konstruktionsabteilungen. Die Initiative zum Überstundenabbau ging in einzelnen untersuchten Betrieben vom Management aus – nicht zuletzt, um die teueren Lohnzuschläge einsparen zu können. Zudem ergaben sich auch Produktivitätseffekte durch die Einführung neuer Arbeitsformen mit mehr Mitverantwortung der Beschäftigten, durch Senkung des Krankenstandes und durch Einsparung von Leerlaufzeiten.
In der Regel wurde der Überstundenabbau jedoch von den betrieblichen Interessenvertretungen eingeleitet. Die Betriebsräte kamen dabei oft genug in Konflikt mit den Interessen der Beschäftigten, die durch den Überstundenabbau Lohnverluste zwischen 200 bis 1400 DM hinnehmen mußten. Allerdings stand die Initiative der betreffenden Betriebsräte in der Regel im Zusammenhang mit drohendem oder bereits stattfindendem Arbeitsplatzabbau, so daß das Ziel – Sicherung von Arbeitsplätzen durch Überstundenabbau – dann doch Zustimmung fand. Insgesamt zeigen die Fallbeispiele der Studie, daß Überstunden in höherem Maße abbaubar sein können, als von den betrieblichen Akteuren zunächst angenommen wird.
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