Pharaonen-Bier: Archäologen brauen mit 5000 Jahre alter Hefe
»Gar nicht schlecht« habe das Bier geschmeckt, das die Völker im heutigen Israel in den Jahrhunderten vor Christi Geburt brauten. Das zumindest sagen die Tester, die ein Gebräu verkosten durften, das den historischen Gegebenheiten so nahe kommt wie kein zweites. Gebraut haben es Forscher um Michael Klutstein und Ronen Hazan von der Hebräischen Universität von Jerusalem – und zwar mit den Hefestämmen von damals.
In alten Tonkrügen, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, hatten sie mit ihrem Team unter dem Mikroskop nach Hefezellen gesucht. Tatsächlich waren in den Poren der Keramik immer noch die Überbleibsel des Brauprozesses vorhanden. Genetische Analysen zeigten, dass die Hefen denen ähnelten, die auch heute noch bei traditionellen afrikanischen Getränken eingesetzt werden, etwa dem vergorenen äthiopischen Honigwein Tej. Insgesamt sechs verschiedene Hefearten isolierten sie, darunter auch die heute verbreitete Saccharomyces cerevisiae.
Anschließend wagten sich die Wissenschaftler an den eigentlichen Test: Nach einem modernen Rezept brauten sie mit Gerstenmalz, Hopfen und den isolierten Hefezellen ein Bier zusammen und setzten es professionellen Geschmackstestern vor. Im Fachmagazin »mBio« listen sie deren Ergebnisse auf. Die alten Hefen produzierten weniger Röstaromen oder Karamellnoten als die zu Vergleichszwecken mitgetestete moderne Brauhefe. Dafür lieferten zumindest einige einen eher erdigen Geschmack mit Getreidearomen. Mit rund sechs Volumenprozent Alkohol produzierten die Hefen ein ähnlich alkoholhaltiges Bier wie moderne Standardhefen.
Die Keramiken bezogen die Forscher von drei Fundstätten, die älteste fällt in die Regentschaft des Pharaos Narmer (um das Jahr 3000 v. Chr.), die zweitälteste stammt aus der Zeit um 800 v. Chr. und lässt sich den Philistern zuordnen. Die jüngste ist rund 2500 Jahre alt.
Das rekonstruierte Bier aus der Eisen- und Bronzezeit selbst zu trinken, sei natürlich erstmal nur ein »Gimmick«, räumt Teamleiter Hazan ein. Bier aus dem alten Ägypten bestand zudem aus anderen Getreidearten und enthielt keinen Hopfen. Für die experimentelle Archäologie seien die Ergebnisse aber dennoch relevant. Diese Disziplin hätte damit ein neues Werkzeug an der Hand, um die Methoden – und Aromen – der Vergangenheit kennen zu lernen. Vielleicht auch diesmal mit einem möglichst authentischen Bierrezept.
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