Archäologie: Die Radiokarbonmethode wird noch besser
Die Radiokohlenstoffdatierung ist ein Schlüsselwerkzeug zur Bestimmung des Alters prähistorischer Proben. Nun soll sie anhand einer Reihe neuer Daten aus der ganzen Welt neu kalibriert werden. Die Arbeit kombiniert Tausende von Datenpunkten unter anderem aus Baumringen, See- und Ozeansedimenten, Korallen und Stalagmiten, und bedeutet, dass die Technik zur Beurteilung von Daten vor 55 000 Jahren eingesetzt werden kann – also um nochmal 5000 Jahre mehr, als die letzte Aktualisierung der Kalibrierung im Jahr 2013 zuließ.
Archäologen sind geradezu begeistert. »Vielleicht war ich zu lange im Lockdown«, twitterte Nicholas Sutton, ein Archäologe an der Universität von Otago in Dunedin, Neuseeland, »aber … Ich bin deshalb wirklich aufgeregt!«
Die Grundlage der Radiokarbondatierung ist einfach: Alle lebenden Dinge absorbieren Kohlenstoff aus der Atmosphäre und den sie umgebenden Nahrungsquellen, einschließlich einer bestimmten Menge an natürlichem radioaktivem Kohlenstoff-14. Wenn die Pflanze oder das Tier stirbt, hören sie auf, Kohlenstoff zu absorbieren, und der radioaktive Kohlenstoff, den sie angesammelt haben, zerfällt weiter. Die Messung der übrig gebliebenen Menge gibt eine Schätzung darüber, wie lange etwas schon tot ist.
Neue Kurven für die Hemisphären veröffentlicht
Diese grundlegende Berechnung geht jedoch davon aus, dass die Menge an Kohlenstoff-14 in der Umwelt über die Zeit konstant geblieben ist – das ist nicht der Fall. In den vergangenen Jahrzehnten haben die Verbrennung fossiler Brennstoffe und Atombombentests die Menge an Kohlenstoff-14 in der Luft radikal verändert, und es gibt nicht anthropogene Schwankungen, die viel weiter zurückreichen.
Aus diesem Grund haben Forscher Umrechnungstabellen erstellt, die die Kalenderdaten mit den Radiokohlenstoffdaten für verschiedene Zeiten und Regionen abgleichen. Die Wissenschaftler veröffentlichen neue Kurven für die nördliche Hemisphäre (ein Modell namens IntCal20), die südliche Hemisphäre (SHCal20) und Meeresproben (MarineCal20). Sie sollen in den nächsten Monaten in der Zeitschrift »Radiocarbon« erscheinen.
Tom Higham, ein archäologischer Chronobiologe und Direktor der Oxford Radiocarbon Accelerator Unit, Großbritannien, sagt, dass die Rekalibrierung unter anderem für das Verständnis der Chronologie der vor 40 000 Jahren lebenden Homininen von grundlegender Bedeutung ist. »Ich bin sehr gespannt darauf, unsere neuesten Daten anhand dieser Kurve zu kalibrieren.«
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