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Ariane 6: Europäische Schwerlastrakete startet erstmals ins All

Die Ariane 6 hat ihren Jungfernflug erfolgreich absolviert. Damit hat Europa wieder ein eigenes Trägersystem, um Satelliten ins All zu bringen. Allerdings klappte nicht alles einwandfrei.
Blick auf die Ariane 6 beim Start in Kourou.
Die Ariane 6 nach dem Abheben vom Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana.

Die neue europäische Schwerlastrakete Ariane 6 hat ihren Jungfernflug erfolgreich absolviert. Um 21 Uhr deutscher Zeit hob sie am 9. Juli 2024 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana erstmals ins All ab, fast genau ein Jahr, nachdem die Vorgängerrakete Ariane 5 zum 117. und letzten Mal gestartet war. Die Rakete erreichte planmäßig ihre vorgesehene Umlaufbahn und setzte die an Bord befindlichen Satelliten ab. »Wir sind glücklich und erleichtert«, sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher auf der Pressekonferenz nach dem Start. »Es passiert nicht jeden Tag, dass eine Schwerlastrakete ihren Jungfernflug hat.« Damit hat Europa nun wieder eine eigene Rakete, um Satelliten ins All zu bringen.

In der ersten 18 Minuten dauernden Flugphase folgte die Rakete einem typischen Missionsprofil der Vorgängerrakete Ariane 5 ECA. Das Vulcain-Haupttriebwerk brachte die Rakete in einen elliptischen Orbit zwischen 300 und 700 Kilometern über der Erde. Anschließend zündete das Vinci-Triebwerk der Oberstufe zum ersten Mal, um diese auf eine kreisförmige Bahn in 580 Kilometern Höhe zu bringen. Dort setzte sie planmäßig die in der Oberstufe transportierten Satelliten aus. An Bord der Rakete befanden sich lediglich neun Nanosatelliten, zwei Wiedereintrittskapseln und einige fest installierte Experimente – einen teuren Großsatelliten wollte die ESA angesichts des häufigen Scheiterns solcher Erstflüge nicht riskieren.

Während Ariane 6 den Hauptteil ihrer Mission – die Satelliten im vorgesehenen Orbit abzusetzen – fehlerfrei absolvierte, gelang das zentrale Manöver der experimentellen dritten Phase des Flugs nicht. Die Oberstufe der Rakete sollte ihr Triebwerk ein zweites Mal zünden. Ein Triebwerk in Schwerelosigkeit zu zünden, ist nicht so einfach, wie es klingt, denn der Treibstoff schwebt frei in den Tanks. Ein kleines Hilfstriebwerk verschaffte der Oberstufe die nötige Beschleunigung, um den Treibstoff an eine Seite des Tanks zu zwingen.

Das gelang auch, doch es trat ein Fehler auf. »Das Triebwerk zündete zwar, aber es ging danach wieder aus«, erklärte Martin Sion, CEO der ArianeGroup, auf der Pressekonferenz. »Wir wissen noch nicht, warum das passiert ist.« Die Folge: Die Oberstufe fiel nicht wie geplant zur Erde zurück, sondern umkreist bis auf Weiteres die Erde. Wie lang, darüber konnte Sion auf der Pressekonferenz keine Auskunft geben.

Dennoch beendet der erfolgreiche Start vorerst eine Krise der europäischen Trägersysteme. Rund ein Jahr lang hatte die ESA nach dem letzten Flug der Ariane 5 keinen eigenen Zugang zum All. Der Jungfernflug der Ariane hatte sich um rund vier Jahre verschoben und die Vega C scheiterte bei ihrem ersten kommerziellen Start 2022. Fachleute betrachten die Ariane 6 wegen ihrer konventionellen Einwegtechnik jedoch im Vergleich zu Wettbewerbern wie SpaceX als veraltet und zu teuer. Vorerst jedoch freut sich die ESA über diesen keineswegs selbstverständlichen Erfolg.

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