Arktis: Milliarden Schneekrabben sind verschwunden
Schneekrabben sind eine wichtige Einnahmequelle für Fischer in Alaska. Doch die Fangsaisons 2022 und 2023 wurden vom Ministerium für Fischfang und Jagd des Bundesstaats jeweils abgesagt: Die Bestände waren zusammengebrochen und die noch vorhandenen Reste mussten geschont werden. Seit 2018 sind geschätzt zehn Milliarden Schneekrabben verschwunden – als Folge einer marinen Hitzewelle 2018, wie ein Team um Cody Szuwalski von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in Seattle in »Science« schreibt.
Der Kollaps führte zum Verlust von 90 Prozent des Gesamtbestandes, schätzt das Team, und zum niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Rückgang steht nach den Analysen der Arbeitsgruppe im engen Zusammenhang mit einer marinen Hitzewelle in der Bering-See, die von 2018 bis 2019 dauerte und den Krabben schwer zu schaffen machte.
Die Art ist ökologisch eng an die Bedingungen in kaltem arktischem Wasser gebunden. Wenn die Wassertemperaturen steigen, verbrauchen die Krabben mehr Energie, weil sie in kältere Bereiche des Meeres abwandern müssen. Durch die Modellierung der Krabbenpopulation und ihres Energiebedarfs unter verschiedenen Temperaturbedingungen stellten Szuwalski und Co fest, dass es nicht genug Nahrung gab, um den gesteigerten Hunger des Bestandes zu decken: Die Krebstiere verhungerten massenhaft. Der Nahrungsbedarf jedes einzelnen Tieres habe sich laut den Berechnungen des Teams von 2017 nach 2018 vervierfacht.
Zudem könnten Seuchen eine Rolle gespielt haben: Geschwächt durch Hunger und begünstigt durch hohe Wassertemperaturen breiteten sich Krankheitserreger leichter aus. Von 2022 auf 2023 habe die Zahl der Krabben zwar leicht zugenommen, doch werde es noch einige kühle Jahre dauern, bis sich die Population wieder vollständig erholt habe, so Szuwalski. Vor dem Kollaps brachte die Schneekrabbenfischerei vor Alaska Krebse im Wert von 150 Millionen Dollar ein.
Der Zusammenbruch der Schneekrabbenzahl ist nur eines von verschiedenen Beispielen, wie der Klimawandel in der Arktis Tierarten negativ beeinflusst und zum Rückgang von Beständen beiträgt. Ebenfalls in »Science« berichteten Forscher, wie schwindendes arktisches Meereis dazu führte, dass nach 2019 zahlreiche Grauwale im Pazifik verhungerten und tot an Land gespült wurden.
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