Artemis-I: Bilderbuchlandung im Pazifik
Es sind auf den Tag 50 Jahre, nachdem das bislang letzte Mal eine US-amerikanische Mondlandefähre die Oberfläche des Mondes erreichte, da ist die Artemis-I-Mission mit der Bilderbuchlandung der Orion-Kapsel im Pazifik vor der mexikanischen Küste zu Ende gegangen. Knapp 26 Tage lang war Orion seit dem Start am 16. November im All unterwegs, umrundete zweimal den Mond und flog weiter als jedes andere für den Transport von Menschen gebaute Raumschiff. Es sei ein »historischer Tag«, erklärte der Chef der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde, Bill Nelson, stolz im Livestream. Denn die Testmission gilt als wichtiger Schritt für die Rückkehr von Menschen auf den Mond, mit dem Fernziel einer Reise zum Mars.
Auf den spektakulären Livebildern im NASA-TV war zunächst zu sehen, wie Orion sich in rasender Geschwindigkeit auf die Erde zubewegte. Zwischenzeitlich erreichte die Kapsel eine Geschwindigkeit von gut 40 000 Kilometern pro Stunde und war einer Temperatur von 2760 Grad Celsius ausgesetzt. Innerhalb von 20 Minuten verlangsamte Orion dann von Fallschirmen gebremst seine Geschwindigkeit auf nur noch knapp 30 Kilometer pro Stunde, um dann einigermaßen sanft im Meer aufzusetzen.
Splashdown.
— NASA (@NASA) December 11, 2022
After traveling 1.4 million miles through space, orbiting the Moon, and collecting data that will prepare us to send astronauts on future #Artemis missions, the @NASA_Orion spacecraft is home. pic.twitter.com/ORxCtGa9v7
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst bejubelte die erfolgreiche Landung auf Twitter: »Ein historischer Moment & Meilenstein der Raumfahrt. Die Menschheit hat wieder ein Raumschiff, das Menschen über den Erdorbit hinaus ins All tragen kann, um Mond & Mars zu erforschen«, schrieb er. Und Philippe Deloo, der als Programmleiter für den europäischen Missionsbeitrag zuständig ist, sagte bei NASA-TV: »Ich bin im Moment der glücklichste Mensch der Welt über die erfolgreiche Leistung des europäischen Servicemoduls.«
Das ESM ist ein missionskritisches Bauteil, das hauptsächlich in Bremen entwickelt und zusammengebaut wird. Es ist die Küche, das Badezimmer, die Vorratskammer und die Energiezentrale der Orion-Kapsel in einem. Es enthält das Haupttriebwerk und liefert über vier Solarsegel den Strom, außerdem reguliert es Klima und Temperatur im Raumschiff und lagert Treibstoff, Sauerstoff und Wasservorräte für die Crew. Im Interview mit Spektrum.de hatte der Leiter der deutschen Raumfahrtagentur, Walther Pelzer, kurz nach dem Start gesagt: »Dass die USA sich im Artemis-Programm auf uns verlassen, ist ein enormer Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit der europäischen Raumfahrtnationen.« Kurz vor Eintritt in die Erdatmosphäre hatte das ESM die Orion-Kapsel mit einem letzten Schub auf Kurs gebracht, bevor es abgekoppelt wurde und in der Atmosphäre verglühte.
In den kommenden Tagen wird Orion an Land zurückkehren, wo Technikteams das Raumfahrzeug entladen und per Lastwagen zurück zum Kennedy Space Center bringen werden. Dort angekommen, werden die Teams die Luke öffnen und die wertvolle Fracht ausladen, darunter Commander Moonikin Campos, die weltraumbiologischen Experimente, Snoopy und die offizielle Flugausrüstung. Anschließend werden die Kapsel und ihr Hitzeschild über mehrere Monate hinweg getestet und analysiert.
Jetzt sei es das Ziel, von weiteren Mond-Missionen zu lernen, um den Kosmos zu erforschen, sagte NASA-Chef Nelson. Ende der 2030er Jahre wollten sie mit Menschen zum Mars – »und dann noch weiter hinaus«. Anders als beim Alleingang der USA vor 50 Jahren sei dies nun auch ein »großartiger Tag« für die internationalen Partner der NASA, betonte Nelson. Die Europäische Raumfahrtagentur ESA und Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder, darunter Deutschland, sind an »Artemis« beteiligt.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.