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Bedrohte Pflanze: Japanische »Feen-Laterne« lebt doch noch

Nach mehr als 30 Jahren wurde eine der merkwürdigsten und seltensten Pflanzenarten wiederentdeckt. Sie bekommt ihre Energie nicht aus Fotosynthese, sondern lebt von Pilzen.
Eine Blüte von Thismia rodwayi, gefunden in Tasmanien.
Vertreter der Gattung Thismia sind extrem selten und häufig vom Aussterben bedroht. So auch die verwandte Art Thismia rodwayi, die in Australien beheimatet ist.

Pflanzen der Gattung Thismia sind seltsame Geschöpfe: Sie brauchen kein Chlorophyll, sondern decken ihren Energiebedarf mit Hilfe von Pilzen. Wegen der eigentümlichen Form ihrer kleinen Blüten werden sie im englischen Sprachraum auch als »fairy lanterns« (Feen-Laternen) bezeichnet. Sie sind extrem selten. Von den etwa 90 beschriebenen Arten wurde die Mehrheit bisher nur am Ort ihrer Entdeckung gesichtet, viele gelten als akut gefährdet oder bereits ausgestorben. Ein Team um Kenji Suetsugu von der japanischen Universität in Kobe verkündet nun die unerwartete Wiederentdeckung der Art Thismia kobensis. Die Wissenschaftler beschreiben ihren Fund im Fachmagazin »Phytotaxa« und erläutern, welche wichtigen Informationen er für den Schutz der Pflanzen liefern kann.

Von der Art Thismia kobensis war bislang lediglich ein Exemplar bekannt, das im Juni 1992 bei der Großstadt Kobe gefunden wurde. Trotz jahrzehntelanger intensiver Suche in der Umgebung des Entdeckungsorts wurden keine weiteren Vertreter gefunden und T. kobensis galt als ausgestorben. Koheti Yamana – Mitautor der aktuellen Studie – fand im Juni 2021 unerwartet etwa 20 Exemplare in einer Nadelbaumplantage, etwa 30 Kilometer vom ursprünglichen Entdeckungsort entfernt. Mit der näheren Untersuchung der Pflanzen konnten neue Erkenntnisse über die Verwandtschaft mit anderen Arten gewonnen werden. Die Population von T. kobensis befindet sich auf einer Fläche von weniger als 20 Quadratmetern, was ihr langfristiges Überleben fraglich erscheinen lässt.

Wiederentdeckte Kobe-Thismia | Thismia werden im englischen Sprachraum auch »fairy lanterns« (Feen-Laternen) genannt. Ihre kleinen und farbenfrohen Blüten sind häufig unter Laub versteckt.

Thismia sind trotz ihrer farbenfrohen Blüten nur schwer zu beobachten: Sie wachsen im Waldboden und ihre kleinen Blüten werden häufig von Laub verdeckt. Der Mangel an Licht ist für die Pflanzen jedoch kein Problem, da sie keine Fotosynthese betreiben, sondern ihre Nährstoffe von speziellen Pilzen beziehen. Diese Abhängigkeit von den Pilzen kann Thismia laut den Autoren jedoch auch zum Verhängnis werden. Pilze reagieren empfindlich auf einen zu hohen Nährstoffgehalt im Boden und bevorzugen Primärwälder, welche mehr denn je gefährdet sind. Die komplexen Beziehungen zwischen Pflanze, Pilz und Baumbestand machen die künstliche Nachzucht von Thismia sehr anspruchsvoll, könnte nach Meinung der Forscher aber dennoch lohnenswert sein, um mehr über die seltenen Pflanzen herauszufinden. Die Forscher hoffen, dass die Wiederentdeckung von Thismia kobensis Impulse für den Schutz der lokalen Wälder geben könnte.

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