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Artenschutz: Ein Vogel kehrt (fast) heim

Der Zimtkopfliest von der Insel Guam starb 1988 in freier Wildbahn aus. Ein Projekt wildert ihn jetzt wieder aus – aber noch nicht ganz daheim.
Der Zimtkopfliest ist eine Eisvogelart mit einem langen, kräftigen Schnabel. Die Flügel des Vogels sind blau, die Brust und der Kopf orangebraun, wobei die Intensität der Färbung zum Braun hin abnimmt. Vom dunklen Auge aus erstreckt sich ein dunkelblauer Ring um den Nacken. Der Vogel sitzt auf kahlen Zweigen.
Der Zimtkopfliest gehört zu den Eisvögeln und lebte bis 1988 auf den Nördlichen Marianen, bis er dort ausstarb.

Die Braune Nachtbaumnatter (Boiga irregularis) gehört zu den gefürchtetsten eingeschleppten Arten weltweit: Nachdem sie während des Zweiten Weltkriegs über Luftfracht aus Neuguinea auf die Pazifikinsel Guam eingeführt worden war, räumte sie dort unter der heimischen Tierwelt auf: Mehrere einheimische Vogelarten starben aus oder konnten nur in letzter Sekunde gerettet werden, wie der Zimtkopfliest (Todiramphus cinnamominus), auch Sihek genannt. Über 35 Jahre nachdem die letzten Exemplare dieser Eisvögel 1988 gefangen wurden, kehrt die Art in den Pazifik zurück. Das meldet die Zoological Society of London stellvertretend für verschiedene US-Behörden und Nichtregierungsorganisationen, die an der Zucht und dem Schutz der Vögel beteiligt sind.

Am 23. September 2024 hat ein Team des »Sihek Recovery Program« sechs Zimtkopflieste auf dem Palmyra-Atoll im Pazifik frei gelassen: einem privaten Naturschutzgebiet, in dem keine invasiven Arten wie Ratten, Mäuse oder Nachtbaumnattern vorkommen und die Vögel bedrohen könnten. Damit ist ein erster Schritt getan, um die Siheks wieder in freier Natur anzusiedeln. Insgesamt leben rund 150 der Eisvögel in Zuchtanlagen, vornehmlich in den Vereinigten Staaten. Sie sind alle die Nachkömmlinge jener 29 Tiere, die 1988 gefangen wurden, als letzter Versuch, die Spezies zu retten.

Die ausgesetzten Zimtkopflieste wurden im Sedgwick County Zoo in Kansas per Hand großgezogen, dann flog das Team sie zum Palmyra-Atoll aus. Dort akklimatisierten die Tiere sich in großen Volieren im Wald der Hauptinsel, bevor sie, mit kleinen Sendern ausgestattet, in die Natur entlassen wurden. Mit Hilfe der Sender wollen die Forscher mehr darüber erfahren, wie sich die Vögel durch das Ökosystem bewegen und Territorien etablieren. Anfänglich erhalten sie zusätzlich Futter an den Volieren und anderen Stellen im Wald, bis sie sich tatsächlich selbst mit Geckos, Insekten und anderer Beute versorgen können.

Palmyra liegt rund 6000 Kilometer westlich von Guam. Doch in ihrer alten Heimat können die Lieste noch nicht ausgewildert werden, da die Schlangen sie weiterhin dicht besiedeln. Allerdings laufen verschiedene Programme, um die Reptilienplage zu bekämpfen – oder sie sind zumindest geplant. Die Arbeitsgruppe zur Rettung der Siheks hofft, dass die Vögel sich auf Palmyra etablieren, fortpflanzen und am Ende mindestens zehn Brutpaare dort leben. Es wäre ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der Art.

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