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Artenschutz: Nährstoffe im Gefieder verraten Wanderungen

Wo frisst der Albatros? Und wo der Tauchsturmvogel? Ihre über zigtausend Kilometer verstreuten »Meeresrestaurants« hinterlassen einen aufschlussreichen chemischen Fingerabdruck.
Ein Weißkappenalbatros im Flug
Albatrosse verbringen die meiste Zeit auf dem offenen Meer. Für die Nahrungssuche legen sie regelmäßig tausende Kilometer zurück.

Manche Meeresvögel, darunter etwa der Wanderalbatros, verbringen gut90 Prozent ihres Lebens auf dem offenen Meer. Lediglich zum Brüten kommen sie an Land. Dabei legen sie enorme Entfernungen zurück, wenn sie ohne einen Flügelschlag stundenlang durch die Luft segeln. Entsprechend herausfordernd ist es, die Lebensweise dieser gefährdeten Art zu studieren. In einer neu veröffentlichten Arbeit im Fachmagazin »Global Ecology and Biogeography« zeigt ein Team um Lauren Roman von der australischen Forschungsorganisation CSIRO, dass die Gebiete, die die Tiere bei der Futtersuche anfliegen, einen chemischen Fingerabdruck im Gefieder hinterlassen. Diese Erkenntnis soll beim Schutz der Tiere helfen: Wenn man weiß, wo die Vögel einer Art bevorzugt fressen, kann man Gefahren für diese Art womöglich rechtzeitig erkennen.

Die Forschenden betrachteten, wie die chemischen Elemente in den Federn der Vögel miteinander im Verhältnis stehen, und verglichen diese Werte mit denen aus bekannten Nahrungsgründen. Große Vögel wie der Albatros ließen sich keinem einzelnen Meeresgebiet zuordnen – sie fressen offenbar überall, darum ähnelte sich der chemische Fingerabdruck in ihren Federn bei allen gefundenen Tieren stark. Anders bei kleinen Vögeln wie dem Tauchsturmvogel. Diese bevorzugen offenbar ein lokales Meeresgebiet als Nahrungsquelle.

In Regionen, in denen Meerwasser aus tiefer gelegenen und nährstoffreichen Schichten an die Oberfläche steigt, entwickeln sich Hotspots mit großer Artenvielfalt. Dort sind lebenswichtige Minerale und Spurenelemente besser verfügbar als in anderen Meeresgebieten. Jeder dieser Hotspots hat ein eigenes »Nährstoffprofil«, das sich in den Häufigkeiten der enthaltenen Elemente wie Magnesium oder Kupfer von den anderen unterscheidet.

Nehmen Meeresvögel diese Elemente über die Nahrung auf, zum Beispiel indem sie kleine Krustentiere oder Tintenfische essen, schlägt sich das Nährstoffprofil auch in ihren Federn nieder. Laut den Autoren der Studie können Analysen von Federn damit helfen, die Bewegungen und die Lebensräume von Meeresvögeln zu verstehen, die einen Großteil ihres Lebens auf dem offenen Meer verbringen.

Die Forscher untersuchten die Federn von insgesamt 253 verendeten Meeresvögeln, die zu 15 verschiedenen Arten der Ordnung Röhrennasen gehören. Große Arten wie der Wanderalbatros wurden als Beifang von australischen Fischern weitergegeben, während kleine Arten wie der Tauchsturmvogel an Strände in Australien und Neuseeland gespült wurden.

Große Röhrennasen wie der Wanderalbatros müssten nach Meinung der Forschergruppe allein schon deshalb verschiedene Meeresregionen anfliegen, weil sie ihren Bedarf an Mineralen und Spurenelementen lokal nicht decken können. Neben Fischereiflotten könnte ihnen damit auch der Klimawandel gefährlich werden, der womöglich wichtige Nährstoffkreisläufe in den arten- und nährstoffreichen Hotspots stört. Das wäre nicht nur für den Wanderalbatros dramatisch, sondern hätte auch Auswirkungen auf weitere Glieder in der Nahrungskette.

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