Artenschutz: Je bunter, desto gefährdeter
Auf der indonesischen Insel Java leben mindestens 75 Millionen Vögel als Haustiere in Käfigen; von manchen Arten wie der Java-Buschelster (Cissa thalassina) oder der Schwarzflügelmaina (Acridotheres melanopterus) existieren inzwischen mehr Tiere in Gefangenschaft als in freier Natur. Und Java ist nur ein Land von vielen, in denen Wildvögel massenhaft gehalten werden. Rebecca Senior von der Durham University und ihr Team haben nun einen Zusammenhang zwischen der Färbung von Singvögeln und ihrem Aussterberisiko ermittelt, wie sie in »Current Biology« darlegen: Je bunter und einzigartiger eine Art gefärbt ist, desto höher ist ihr Aussterberisiko.
Die Analyse der Arbeitsgruppe zeigt, dass die Tropen das globale Zentrum bunter Vögel sind: Diese Regionen beherbergen mehr als 90 Prozent der buntesten Arten und fast zwei Drittel der Spezies, die ein einzigartiges Farbmuster aufweisen. Gleichzeitig ist ein Drittel aller Vogelarten vom Handel für Heimtiere betroffen. Besonders intensiv zielen die Händler dabei auf bestimmte miteinander verwandte Gruppen ab, die auffallend intensiv gefärbt sind und oft auch ungewöhnlich wohlklingende Stimmen aufweisen. Sie bilden beispielsweise den Kern der südostasiatischen Singvogelkrise, die ganze Wälder leer räumt und verklingen lässt. Ebenfalls gefragt sind Papageien.
Basierend auf diesen Zusammenhängen ermittelten die Wissenschaftler weitere 500 Singvogelarten, die zukünftig verstärkt in den Fokus von Fängern und Haltern rücken könnten, nachdem die Bestände der momentanen Lieblingstiere erschöpft sind. Neben leuchtend blauen, roten oder gelben Arten sind auch strahlend weiße Spezies besonders bedroht. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Balistar (Leucopsar rothschildi), der mit Ausnahme seines blauen Augenrings komplett weiß ist. In der Wildbahn hatten ihn Vogelfänger fast völlig ausgerottet; heute überlebt er nur an wenigen Stellen. Und Wilderer überfielen sogar Zuchtstationen, um die wertvollen Tiere zu rauben.
»Der Verlust farbenprächtiger Arten führt auch zu einem direkten Verlust des ästhetischen Wertes. Das ist problematisch, da dieser Wert oft das Hauptmotiv und das Kapital für die Erhaltungsbemühungen darstellt«, sagt Senior. Viele Menschen reisen um die Welt, um solche Arten zu beobachten. Verschwinden sie aus der Natur, schmälert das auch das touristische Potenzial der Gebiete und damit langfristige Einnahmen.
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