Buschfeuer in Australien: Artenschutz mit Gift könnte fatal sein
Die Waldbrandsaison 2019/20 in Australien wird wohl in die Geschichtsbücher eingehen: als eine der schlimmsten seit Menschengedenken. Die ausgedehnten Feuer könnten ganze Arten an den Rand des Aussterbens gebracht haben; Überlebende kämpfen mit Nahrungsmangel oder werden durch eingeschleppte Fressfeinde noch stärker bedroht. Um sie zu schützen, plant die Regierung des australischen Bundesstaates New South Wales ein groß angelegtes Bekämpfungsprogramm: Mit dem Flugzeug sollen über weite Flächen mit Gift versetzte Köder abgeworfen und dadurch Füchse oder Katzen eingedämmt werden.
In einer Studie warnt Justine Philip vom Museum Victoria allerdings, dass sich solche Maßnahmen in der Vergangenheit als kontraproduktiv erwiesen haben. Australien setzt seit 1946 auf diese Technik, wobei zu Beginn vor allem Dingos damit bekämpft werden sollen: Diese wilden Hunde wanderten wohl vor mehreren 10 000 Jahren mit den ersten Menschen ein, sie gelten jedoch bis heute besonders Schafzüchtern als Schädlinge. Damals baute man auf Strychnin, was für die Opfer einen qualvollen Tod bedeutete; zudem blieb das Gift über Wochen aktiv und tötete dadurch auch Aasfresser und andere Arten ungezielt.
Seit den 1950er Jahren begann ein Monitoring, ob Dingos damit wirklich zurückgedrängt werden konnten. Die Daten zeigten, dass auf 15 000 ausgebrachte Giftköder nur ein vergifteter Hund kam. Dennoch betrachteten die Behörden dies als Erfolg. Folgestudien weiterer Vergiftungskampagnen erbrachten ähnliche Ergebnisse, ohne dass dies zu einem Umdenken führte. Immerhin ersetzte man Strychnin mittlerweile durch ein Gift namens 1080, das sich schneller zersetzt und weniger Kollateralschaden anrichtet. In den 1980er Jahren sank dadurch die Rate auf 750 Köder pro totem Dingo.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 zeigte dennoch laut Philip, dass mehr als 70 Prozent der abgeworfenen Köder von Tieren wie Rabenvögeln, Waranen und anderen Echsen oder Beuteltieren gefressen werden, die dadurch doch geschützt werden sollten. Viele Köder verschwinden zudem spurlos. Dazu kommen noch Sekundärvergiftungen, wenn Aasfresser wieder durch das Toxin verendete Tiere verwerten und sich dadurch vergiften. Katzen, die eigentlich bekämpft werden sollten, nahmen dagegen nur sechs Prozent der Köder auf.
Angesichts dieser Zahlen fordert Philips ein Umdenken – und bessere Lösungen, um ein geschleppte Bedrohungen wie Katzen oder Füchse zu dezimieren, etwa über gezielte Jagd und Fallen. Sonst werde man noch mehr gefährdete einheimische Tiere töten, sagt der Wissenschaftler.
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