Artensterben in Deutschland: Kaum noch Platz für die Schnarrschrecke
Immer weniger Heiden oder unverbaute Flussufer sorgen dafür, dass neben vielen anderen Insekten auch die Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata) aus Deutschland fast verschwunden ist. Die einst häufigen, weit verbreiteten Feldheuschrecken stehen inzwischen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten.
Welche Faktoren zum Rückgang der Art wesentlich beitragen, hat Lara-Sophie Dey vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels mit ihrem Team untersucht. Die Ergebnisse veröffentlichte die Gruppe nun im Fachblatt »Biodiversity and Conservation«.
Dey hat gemeinsam mit einem russisch-chinesisch-deutschen Team insgesamt 651 Exemplare der bis zu 39 Millimeter langen Tiere untersucht. Dabei verglichen sie auch die Populationen in Europa mit denen in Zentralasien. Ein Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, warum die zentralasiatischen Bestände noch vergleichsweise stabil sind.
Die genetischen Analysen des Teams zeigen, dass der Ursprung der graubraunen Insekten in Asien liegt und die Tiere sich von dort in ganz Europa ausbreiteten. Gefleckte Schnarrschrecken leben bevorzugt in vegetationsarmen, sandigen oder steinigen Gebieten – Lebensräume, die in Europa der Landwirtschaft oder anderen Arten der Nutzung gewichen sind. Dies – und nicht die höheren Temperaturen, die der Klimawandel für Deutschland bedeutet – sei der Grund für den Rückgang der Art. In Deutschland kommt die Gefleckte Schnarrschrecke nur noch in den Oberläufen der Flüsse Isar und Lech vor. Dort ist sie darauf angewiesen, dass die alljährlichen Schmelzwasserfluten das Kiesbett der Talauen frei von Vegetation halten, schreibt das Leibniz-Institut.
Die noch verbliebenen Lebensräume sollten streng geschützt werden, zudem könnten Wiederansiedlungsprojekte, zum Beispiel in der Lüneburger Heide, den Tieren helfen, fordern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Teams. Die Gefleckte Schnarrschrecke, die beim Flug einen markanten schnarrenden Ton von sich gibt, stehe als »Flaggschiff« stellvertretend für eine ganze Organismengruppe, die für immer zu verloren gehen drohe, sagt Koautorin Marianna Simões in einer Pressemitteilung der Senckenberg-Gesellschaft.
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