Artenvielfalt: Der Tolkien-Frosch wurde neu entdeckt
Die Nebelwälder der Anden sehen oft wie verwunschene Fantasielandschaften aus: knorrige Bäume, bedeckt mit zahlreichen Bromelien und Orchideen, dicke Moosteppiche, dichte Wolkenschwaden, die zwischen den Pflanzen wabern. Zumindest regte dieses Ökosystem die Fantasie von Juan Sánchez-Nivicela von der Universidad San Francisco de Quito und Co so stark an, dass er und sein Team eine von ihnen neu entdeckte Lurchart nach J. R. R. Tolkien benannten, dem Autor von »Herr der Ringe« und »Der kleine Hobbit«. Ihren Fund beschreiben sie in »ZooKeys«.
Die zur Familie der Laubfrösche gehörende Art Hyloscirtus tolkieni lebt in klaren Gebirgsbächen im Nationalpark Río Negro-Sopladora, der erst 2018 im Südosten Ecuadors ausgewiesen wurde: Das Reservat schützt Lebensräume vom Paramo in 3000 Meter Höhe bis hinab zum Tieflandregenwald. Da es abgelegen und bislang wenig erforscht ist, vermuten Biologen dort zahlreiche unbekannte Arten.
Der Tolkien-Frosch fiel Sánchez-Nivicela und Co wegen seiner Größe und Färbung auf: Er ist 6,5 Zentimeter lang und besitzt zahlreiche gelbe Punkte auf dem Bauch sowie rosa Augen mit einer schwarzen Iris. Trotz dieser Auffälligkeiten konnten die Forscher bislang nur ein einziges Exemplar fangen, anhand dessen sie die Art beschrieben.
»Die neue Froschart hat erstaunliche Farben und es scheint, dass sie in einer Fantasiewelt lebt, wie sie Tolkien geschaffen hat. Die Wahrheit ist, dass die tropischen Anden magische Ökosysteme sind, in denen einige der wunderbarsten Pflanzen-, Pilz- und Tierarten der Welt vorkommen«, beschreibt der Museumsdirektor Diego Cisneros-Heredia den Lurch fast schon poetisch. Unklar ist, ob die Art bereits gefährdet ist, etwa durch die für viele Frösche und Kröten tödliche Pilzkrankheit, die von Batrachochytrium dendrobatidis ausgelöst wird. Die Arbeitsgruppe hat allerdings schon potenzielle Biotope für den Tolkien-Frosch ausgemacht, die noch nicht untersucht wurden.
Ecuador gehört trotz der vergleichsweise geringen Größe zu den artenreichsten Ländern der Erde und regelmäßig bestimmen Wissenschaftler dort bislang unbekannte Spezies – darunter auch zahlreiche Amphibien. 2022 etwa stießen sie auf einen farbenprächtigen Giftfrosch, der womöglich nur auf einem wenige Hektar großen Berggipfel in den östlichen Anden vorkommt.
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